Martyrs (2008) – [UNCUT]

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Frankreich, Anfang der 70er-Jahre, ein verlassenes Industriegelände. Keine Menschenseele ist zu sehen, als sich die zehnjährige Julie schreiend und blutend durch die staubigen Straßen schleppt, dem Wahnsinn nahe, auf der Flucht vor unbekannten Peinigern.

 

INFOS
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[imdblive:rating] / 10

Titel [imdblive:title]
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Laufzeit | Jahr | FSK [imdblive:runtime] min. | [imdblive:year] | [imdblive:certificate]
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Bewertung [imdblive:rating]  ([imdblive:votes] Stimmen)

 

FASSUNGEN | LAUFZEITEN | INDIZIERUNGEN
R-RATED 92 min. CUT CUT
SPIO/JK 95 min. INDEX-A UNCUT

 

SCHNITTBERICHT(E)
SBGF SBGF_NA1
R-RATED | SPIO N/A

DIESER FILM WURDE FÜR DEN US-MARKT UM CA. 3 MINUTEN GEKÜRZT. DIE DEUTSCHE SPIOFASSUNG IST UNGEKÜRZT UND SEIT DEM 31.03.2012 AUF LISTENTEIL-A INDIZIERT.

 

TRAILER

 

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martyrs

 

NSM RECORDS

Frankreich, Anfang der 70er-Jahre, ein verlassenes Industriegelände. Keine Menschenseele ist zu sehen, als sich die zehnjährige Julie schreiend und blutend durch die staubigen Straßen schleppt, dem Wahnsinn nahe, auf der Flucht vor unbekannten Peinigern.

Als sie endlich aufgefunden wird, weist ihr geschundener Körper die Merkmale monatelanger Entbehrungen auf, aber keinerlei Anzeichen sexueller Gewalt. Das Mädchen wird in ein Krankenhaus eingewiesen. Täter und Motiv bleiben im Dunkeln. 15 Jahre später klingelt es an der Tür einer vierköpfigen Familie. Als der Herr des Hauses öffnet, sieht er sich Julie gegenüber – und dem todbringenden Lauf eines Jagdgewehrs.

 

OFDB

Über ein Jahr lang galt die kleine Lucie (Jessie Pham) als vermisst, als sie plötzlich total verstört am Straßenrand aufgefunden wird. Lucie ist nicht in der Lage, zu erzählen, was ihr widerfahren ist. Die Polizei findet allerdings heraus, dass sie die ganze Zeit über in einem verlassenen Schlachthof eingesperrt war und ihr Gefängnis nie verlassen konnte. Anzeichen für einen sexuellen Missbrauch gibt es allerdings nicht, weshalb die Tätersuche auch keinen Erfolg bringt. Im Krankenhaus trifft Lucie auf die in ihrer Familie misshandelte Anna (Erika Scott), die ihr nach und nach dabei hilft, einen Weg zurück ins Leben zu finden, und die beiden werden beste Freundinnen. 15 Jahre später will Lucie (Mylène Jampanoï) Rache an ihrem Peiniger nehmen.

 

WIKIPEDIA (SPOILERWARNUNG)

Martyrs ist ein französischer Horrorfilm aus dem Jahr 2008. Im Kino lief er in Deutschland bisher nur auf dem Fantasy Filmfest am 19. August 2008. Eine Veröffentlichung in Deutschland auf DVD fand am 1. April 2009 für den Videotheken-Verleih statt. Eine Veröffentlichung auf Blu-ray oder als Kaufmedium gibt es in Deutschland nicht, sie sind jedoch in Österreich erhältlich. Die deutschen Rechte liegen bei Autobahn, einem Sublabel von Senator Entertainment. Die ungeschnittene Veröffentlichung erhielt in Deutschland die SPIO/JK-Freigabe mit dem Zusatz strafrechtlich unbedenklich.


Handlung:

Im Jahr 1971 wird ein Mädchen namens Lucie in der Nähe eines Industriegebietes von der Polizei aufgelesen. Sie wurde, wie man in einer eingespielten Tatortbegehung sieht, in einem kleinen Raum mehrere Jahre lang festgehalten, konnte jedoch fliehen. Allerdings ist sie verstört und stark in sich gekehrt, sodass sie keine genaueren Angaben zu ihren Erlebnissen macht. Sie redet nur mit ihrer Freundin Anna, mit der sie zusammen in einem Waisenhaus aufwächst.

Fünfzehn Jahre später glaubt Lucie, ihre Peiniger in einem Zeitungsartikel wiedererkannt zu haben, und sucht das Haus auf, in dem die Familie wohnt. Sie erschießt die vierköpfige Familie mit einer Schrotflinte. Danach ruft Lucie ihre Freundin Anna an, die Lucies Anruf bereits erwartet. Lucie sollte die Familie an sich nur beobachten und sich Klarheit darüber verschaffen, ob es sich um die richtige Familie handelt. Durch einen Rückblick, eine Erinnerung Lucies, wird klar, dass die Mutter der Familie sie geschlagen und im Industriegebiet festgehalten hatte. Anna lässt sich die Adresse geben, doch als sie im Wald vor dem Haus ist, läuft ihr die verletzte Lucie in die Arme, die – in ihrer Halluzination – von einer grotesken, abgemagerten und stark entstellten weiblichen Gestalt angegriffen wird, die sie für eine Frau hält, die sie während ihrer Flucht gesehen aber der sie nicht geholfen hat.

Als Anna die Leichen in ein Erdloch im Garten wirft, fällt ihr auf, dass die Mutter Grabrielle schwer verletzt überlebt hat. Anna versucht daher, ihr zur Flucht zu verhelfen. Lucie sieht das und erschlägt Gabrielle mit einem Hammer, die für einen Großteil ihres erlittenen Leids verantwortlich ist. Als das ihre Halluzination dennoch nicht beruhigt, schneidet sich Lucie die Kehle durch.

Anna findet am nächsten Tag zufällig einen geheimen Gang im Haus, der in ein unterirdisches Kellergefängnis führt, wo eine stark unterernährte und mit vielen Schnitten übersäte Frau im Dunkeln sitzt, die genau wie einst Lucie von den ehemaligen Bewohnern des Hauses gefangen gehalten wurde. Sie bringt sie an die Oberfläche, badet sie und entfernt das Metallkonstrukt, das die Augen bedeckt und mit Krampen in den Kopf genagelt wurde. Anschließend legt sie sich neben Lucie schlafen.

Sie wacht am nächsten Tag wieder auf, weil die gerettete Frau stöhnende Geräusche macht, als sie versucht sich das Handgelenk zu zerschneiden. Als Anna sie davon abhalten will, wird die Frau von mehreren bewaffneten schwarzgekleideten Personen erschossen, die Anna in das Kellergefängnis bringen.

Daraufhin taucht eine ältere Frau auf, die Anna erklärt, dass Lucie nur ein „Opfer“ gewesen sei, das erschaffen wurde und damals entwischt ist, weil sie noch unorganisiert seien. Die Opfer werden eingesperrt, erleben ein Trauma und sehen Dinge in ihrer Fantasie, wie Lucie eine Tote, die ihr Schmerz zufügen wollte, oder Schaben, die über einem krabbeln, wie die Frau, die Anna gefunden hat. In einem kleinen Heft zeigt die ältere Frau Anna die Bilder von Märtyrern, die „transzendieren“ und alle noch lebten, als die Bilder gemacht wurden, und weist Anna an, in die Augen der Märtyrer zu schauen. Sie erklärt, dass Märtyrer nichts mit Religion zu tun haben, diese Menschen besonders seien und keine Opfer, aus denen die Welt ansonsten nur noch bestehe; dass sie es sogar mit Kindern versucht hätten und sich besonders junge Frauen am ehesten als Märtyrer erwiesen, solche die durch Selbstaufgabe jedes Leiden überstehen und das sehen, was einen nach dem Tod erwartet. Nachdem die Frau wieder geht, wird Anna betäubt.

Anschließend wird in schnellen Zeitsprüngen Annas „Vorbereitung“ auf ihre Begegnung mit dem Tod gezeigt, bei der sie angekettet in dem leeren, abgeschotteten und recht dunklen Raum von den neuen Bewohnern des Hauses schrittweise kahlgeschoren, zwangsernährt und immer wieder bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen wird. Während der Übergriffe sprechen die Peiniger kein Wort mit Anna. Die Erinnerung an Lucie, der sie sagt, wie sie denkt, dass Angst weggeht, lässt sie furchtlos werden. Nachdem sie schließlich mental wie körperlich gebrochen ist, wird sie bei lebendigem Leib gehäutet. Sie hat daraufhin tatsächlich eine Vision und verkündet mit letzter Kraft der herbeigerufenen älteren Frau ihre Eindrücke.

Die Mitglieder der Organisation, die diese Experimente macht, treffen daraufhin aus vielen Ländern im Haus ein, um zu erfahren, was Anna gesehen hat, da sie von den vier Überlebenden die bisher erste ist, die ihre Erlebnisse erzählt hat. Während die Leute im Foyer darauf warten, dass ihnen die ältere Frau dies erzählt, klopft ein Mann an die Tür des Zimmers der älteren Frau, um sie abzuholen. Nach einem längeren Gespräch durch die geschlossene Tür sagt die ältere Frau: „Zweifeln Sie, was nach dem Tod kommt.“. Anschließend steckt sie einen Revolver in ihren Mund und drückt ab.

In der letzten Szene ist die lexikalische Definition von Märtyrer zu sehen: nom, adjectif; du grec „marturos“: témoin (in den deutschen Untertiteln: Substantiv; von griech. „marturos“: Zeuge). Anschließend wird noch einmal die gestorbene Anna gezeigt.


Kritiken:

Wolf Speer von Filmstarts.de nennt den Film einen „der wichtigsten und besten des Jahres“. Er würde „erbitterte Diskussionen auslösen“ und zeige „etwas, das wir garantiert noch nie gesehen haben“.

Janosch Leuffen von Blairwitch.de meint: Martyrs lasse „die Nerven auch nach dem Abspann nicht los“. […] „Die Schlusspointe [werde] selbst [denjenigen], die wie Lucie und Anna bis zum bitteren Ende schmerzhaft durchgehalten haben, den Mund offen stehen lassen.“

„Der über die Maßen harte Psychothriller lotet die Gewaltgrenzen aus, die in neueren französischen Genrefilmen immer wieder verschoben werden. Trotz gesuchter Schockeffekte eine psychologisch weitgehend durchdachte Studie über Gewalt und ihre verheerenden Folgen.“ Lexikon des Internationalen Films


Diskussion in Frankreich:

Französische Horrorfilme (bspw. der in Deutschland in seiner gekürzten Fassung beschlagnahmte Inside sowie Frontier(s) oder High Tension) sind in letzter Zeit dafür berühmt geworden, exzessive Gewaltdarstellungen zu bieten. Martyrs ist jedoch dafür bekannt, diese Gewaltdarstellungen weit zu übertreffen. In Frankreich war er daher ab 18 freigegeben, was bei den meisten Horrorfilmen nicht der Fall ist, da Kinos und das Free-TV die Filme dann nicht zeigen dürfen. Die französische Kulturministerin Christine Albanel ließ daraufhin eine erneute Prüfung der Freigabe durchführen, wonach eine Freigabe ab 16 erzielt wurde.


Wissenswertes:

Der Film ist dem italienischen Filmautor und Regisseur Dario Argento gewidmet.

Martyrs wurde im Juli 2012 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) auf Liste A indiziert. Den meisten dadurch ergehenden Restriktionen unterlag der Film jedoch bereits durch seine Freigabe mit dem SPIO/JK-Siegel „strafrechtlich unbedenklich“, das ihm eine schwere Jugendgefährdung attestiert. Allerdings ist Martyrs von den oben genannten drei Beispielen der einzige Film, der in Deutschland ungekürzt veröffentlicht wurde.

Die Band Paradise Lost adaptieren eine Szene des Films in ihrem Video zu dem Song „Faith Devides Us – Death Unites Us“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2009 und nehmen auch in diesem Text eindeutige Bezüge.


Neuverfilmung:

Der deutsche Filmemacher Daniel Stamm wird eine US-amerikanische Neuverfilmung drehen, unter der Leitung von Temple Hill und Morgan White. Mark L. Smith schrieb das Originaldrehbuch von Pascal Laugier um.


11 Kommentare

  • mistajericho

    Hallo Leute. Möchte hier auch mal kurz meine Meinung zu Martyrs kundtun. Mir hat der Film ausgesprochen gut gefallen. Ich hatte im Vorfeld bereits einiges über den Film gehört, meine Erwartungen waren hoch und sie wurden dennoch nicht enttäuscht.

    Grundsätzlich würde ich mich als Horrorfan bezeichnen. Allerdings mag ich im Gegensatz zu Hellraiser80 nicht so sehr den Freddy, Jason, Chucky Kram. Ich mag lieber den realistischeren Horror, wie er meiner Meinung nach in Martyrs anzutreffen ist. An meine Grenzen hat der Film mich nicht gebracht. Da habe ich immer noch im Hinterkopf, dass bei jeder Szene mehrere Personen hinter der Kamera anwesend sind und das ganze für diese Leute Arbeit ist. Ein Film bleibt für mich Film und kann mich nicht schocken wie die Realität. Ich würde bei Martyrs eher davon sprechen, dass mich der Film beeindruckt hat und eine seher interessante Ebene beinhaltet, die zum Nachdenken anregt.

    Der Film beginnt ja eher wie ein Rachefilm und bietet eine gnadenlose Racheszene im Haus der Familie. Die Szene ist gut gemacht, da sie keine Kompromisse eingeht.Generell hält sich der Film überhaupt nicht an gewisse Regeln. Der Junge wird nicht geschont und die Tochter auch nicht. Hier bekommt die ganze Familie die Wut der Protagonistin Nr.1 zu spüren. Für manchen sicherlich schon verstörend zu sehen, wie die Familie hingerichtet wird. Der Film vollzieht dann aber einen Wandel, in dem sich die Protagonistin einfach in der Mitte des Film umbringt. Und der Streifen schlägt dann erst so richtig zu. Der Fokus verlagert sich auf die Freundin und als sie das Kellerverliess entdeckt und hinabsteigt beginnt der Film mit seinem Abstieg in menschliche Abgründe. Das ist von der Atmosphäre her wirklich toll eingefangen. Die Bilder sind sehr eindrunglich und vor allem, die Story um die zweite Gefangene dürfte weitere Zuschauer verstören und entsetzen. Das liegt auch daran, dass der Film mit unverminderter Wucht auf den Zuschauer einschlägt. Keine Witze von dummen kiffenden Teenies wie in Friday the 13th, keine Entspannung für den Zuschauer durch Landschaftsaufnahmen etc. Der Film steuert unaufhaltsam auf die Katastrophe zu. Das hat mich sehr beeindruckt, mit welcher Konsequenz Laugier hier zu Werke gegangen ist.

    Lessing hat in seiner Hamburger Dramaturgie die aristotelischen Begriffe eleos und Phobs mit Furcht und Mitleid übersetzt. Der Zuschauer sollte durch die Furcht zu einem Menschen mit mehr Mitgefühl werden. Der mitleidigste Mensch war für Lessing der beste Mensch. Die Furcht war für Lessing nur eine Sprosse auf der Leiter zum Mitleid. Meiner Meinung nach treibt Martyrs diese Idee auf die Spitze. Wer in diesem Film empfindet nämlich nicht Furcht und Mitleid? Vielleicht hätte der Film Lessing gefallen?!

    Martyrs ist kein Folterporno, zeigt keine Gewalt um sich daran aufzugeilen. Wenn die Freundin in die Hände der Organisation fällt und ebenfalls brutalst gefoltert wird, dann stehen hinter der Folter Beweggründe, die ekelhaft und schockierend erscheinen, aber zugleich auch ein stückweit nachvollziehbar sind. Die meisten User hier haben eben ihr ganzes Leben noch vor sich und sind zu jung um sich mit dem Tod intensiv zu beschäftigen. Aber wer weiss, ob nicht auch für uns eine Zeit kommt, in dem wir es mit der Angst zu tun bekommen, dass es bald „zu Ende gehen könnte“. Diese Furcht greift der Film sehr schön auf. Es geht um die Angst vor dem Sterben und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Eine Angst, die anscheinend so groß ist, dass ein einzelnes Menschenleben nichts mehr zählt. Über diesen Ansatz war ich geradezu euphorisch beim Ansehen des Films, da der Film hier einen Tiefgang erhält, den ich so noch nie in einem Horrorfilm gesehen habe. Ja, der Film entlockt dem Zuschauer geradewegs seine eigenen Überzeugungen hinsichltich dem Sterben und einem Leben danach. Große Klasse. Die einen werden glauben, dass sie das Leben nach dem Tod gesehen hat und davon berichtet hat. Die anderen werden Glauben, dass sie davon berichtet hat nichts gesehen zu haben. Beide Interpretationen sind hier absolut schlüssig. Und am Ende lässt uns der Film mit unserer Meinung alleine. Gibt natürlich keine Antwort auf eine Frage, die wohl die ganze Menschheit interessiert. Oder gibt der Film doch eine Antwort, in dem sich die alte Frau nach dem Bericht umbringt. Hier bleibt viel Spielraum für Interpretationen und das hat mir sehr gut gefallen.

    Wenn man es schafft, nicht nur die Gewalt zu sehen und somit nicht nur an der Oberfläche des Films zu bleiben, dann glaube ich, dass Martyrs eine Menge zu bieten hat.

  • Einer der besten Horrorfilme, die ich je gesehen habe. Der Film grenzt sich ganz klar von den anderen franz. Filmen ab, wie Frontiers oder Inside, hier ist die Gewalt nicht Zweck zum Mittel sondern hat eine Funktion. Ein Horrfilm, der so in die Tiefe geht ist fast einzigartig.
    Absolute Empfehlung, aber anschauen auf eigene Gefahr :D!!!!

    Dann hab ich noch eine Super Kritik in einem Forum gelesen, was genau den Inhalt bzw. die Bedeutung des Filmes beschreibt unbedingt lesen:(von mistajericho)

    „Der Film beginnt ja eher wie ein Rachefilm und bietet eine gnadenlose Racheszene im Haus der Familie. Die Szene ist gut gemacht, da sie keine Kompromisse eingeht.Generell hält sich der Film überhaupt nicht an gewisse Regeln. Der Junge wird nicht geschont und die Tochter auch nicht. Hier bekommt die ganze Familie die Wut der Protagonistin Nr.1 zu spüren. Für manchen sicherlich schon verstörend zu sehen, wie die Familie hingerichtet wird. Der Film vollzieht dann aber einen Wandel, in dem sich die Protagonistin einfach in der Mitte des Film umbringt. Und der Streifen schlägt dann erst so richtig zu. Der Fokus verlagert sich auf die Freundin und als sie das Kellerverliess entdeckt und hinabsteigt beginnt der Film mit seinem Abstieg in menschliche Abgründe. Das ist von der Atmosphäre her wirklich toll eingefangen. Die Bilder sind sehr eindrunglich und vor allem, die Story um die zweite Gefangene dürfte weitere Zuschauer verstören und entsetzen. Das liegt auch daran, dass der Film mit unverminderter Wucht auf den Zuschauer einschlägt. Keine Witze von dummen kiffenden Teenies wie in Friday the 13th, keine Entspannung für den Zuschauer durch Landschaftsaufnahmen etc. Der Film steuert unaufhaltsam auf die Katastrophe zu. Das hat mich sehr beeindruckt, mit welcher Konsequenz Laugier hier zu Werke gegangen ist.

    Lessing hat in seiner Hamburger Dramaturgie die aristotelischen Begriffe eleos und Phobs mit Furcht und Mitleid übersetzt. Der Zuschauer sollte durch die Furcht zu einem Menschen mit mehr Mitgefühl werden. Der mitleidigste Mensch war für Lessing der beste Mensch. Die Furcht war für Lessing nur eine Sprosse auf der Leiter zum Mitleid. Meiner Meinung nach treibt Martyrs diese Idee auf die Spitze. Wer in diesem Film empfindet nämlich nicht Furcht und Mitleid? Vielleicht hätte der Film Lessing gefallen?!

    Martyrs ist kein Folterporno, zeigt keine Gewalt um sich daran aufzugeilen. Wenn die Freundin in die Hände der Organisation fällt und ebenfalls brutalst gefoltert wird, dann stehen hinter der Folter Beweggründe, die ekelhaft und schockierend erscheinen, aber zugleich auch ein stückweit nachvollziehbar sind. Die meisten User hier haben eben ihr ganzes Leben noch vor sich und sind zu jung um sich mit dem Tod intensiv zu beschäftigen. Aber wer weiss, ob nicht auch für uns eine Zeit kommt, in dem wir es mit der Angst zu tun bekommen, dass es bald „zu Ende gehen könnte“. Diese Furcht greift der Film sehr schön auf. Es geht um die Angst vor dem Sterben und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Eine Angst, die anscheinend so groß ist, dass ein einzelnes Menschenleben nichts mehr zählt. Über diesen Ansatz war ich geradezu euphorisch beim Ansehen des Films, da der Film hier einen Tiefgang erhält, den ich so noch nie in einem Horrorfilm gesehen habe. Ja, der Film entlockt dem Zuschauer geradewegs seine eigenen Überzeugungen hinsichltich dem Sterben und einem Leben danach. Große Klasse. Die einen werden glauben, dass sie das Leben nach dem Tod gesehen hat und davon berichtet hat. Die anderen werden Glauben, dass sie davon berichtet hat nichts gesehen zu haben. Beide Interpretationen sind hier absolut schlüssig. Und am Ende lässt uns der Film mit unserer Meinung alleine. Gibt natürlich keine Antwort auf eine Frage, die wohl die ganze Menschheit interessiert. Oder gibt der Film doch eine Antwort, in dem sich die alte Frau nach dem Bericht umbringt. Hier bleibt viel Spielraum für Interpretationen und das hat mir sehr gut gefallen.“

  • Ein weiterer handwerklich ordentlicher Horrorfilm aus Frankreich, der durch ein paar dramaturgische Schlenker verzweifelt versucht seinen Folterporno-Charakter zu vertuschen. Seine Auflösung ist letztlich aber noch ärgerlicher als vergleichbarer US-Scheiss wie Hostel. Martyrs zeigt 90min sinnlose Gewalt und leidende Frauen um am Ende einen religiösen Spin zu bekommen, der vielleicht als Gag eines Kurzfilms funktioniert, aber nach derartig episch gezeigtem Leid einfach nur ärgerlich ist. Auch wenn Martyrs mit den Formalien des Dramas und Arthauskinos kokettiert, bleibt er doch nur ziemlich grausige und freudlose Exploitation, die ähnlich unansehbar ist wie Die 120 Tage von Sodom – ohne allerdings dessen inhaltliche Komplexität zu erreichen. Ich werde den Verdacht nicht los, das sich der französische Horrorfilm grade in der Pubertät befindet und um jeden Preis schocken will – so sieht also Horror aus, von Leuten die mit Depardieu und Eric Rohmer aufwachsen mussten. Sadistische heiße Luft, die unterm Strich aber auch so gar nichts substanzielles zu sagen hat, ganz egal wie gut sie gespielt ist…

  • Kubrick_obscura (CinemaForever)

    Es gab im Museum für Film- und Fernsehen in Berlin ein Kolloqium zum Thema “Gefährliches Kino? Filme im Konflikt mit Gesetz, Geld und Gesellschaft”, wo es unter anderem um die Zensur von Horrorfilmen ging. Der von mir eigentlich sehr geschätzte Marcus Stiglegger („Splitter im Gewebe“ tolles Buch!) hat dort einen Vortrag über „Torture Porn“, wie „Saw“ und „Hostel“ gehalten, um zu dem Schluss zu kommen, dass diese Filme eigentlich keine Folter-Porno-Filme sind, sondern Terror-Filme. Damit gehe ich auch zu einem gewissen Grad konform. Allerdings, Hr. Stiglegger erwähnte während seines Vortrags einen Film namens „Martyrs“, den er ungern in eine Ecke wie „Saw“ und „Hostel“ stellen würde, weil „Martyrs“ weitaus intellektueller und künstlerisch-wertvoller sei. Ich hatte den Film schon lange auf meiner Merkliste und mit einer solchen Filmempfehlung kann doch eigentlich nichts schief gehen. Gestern war es dann soweit, „Martyrs“ landete in meinem DVD-Player, ich nahm mir ein Kissen zur Hand, aus Angst vor zu viel Terror, und drückte Play.
    95 Minuten später machte sich mehr als nur Ernüchterung breit. Irgendwie funktioniert „Martyrs“ vorne und hinten nicht. Dabei ist Pascal Laugiers Anspruch gar nicht verkehrt. Wer wünscht sich denn nicht einen neuen innovativen, schockierenden und inhaltlich süffigen Horrorfilm? Der Film gibt sich viel Mühe bei seiner Dramaturgie. Das oberste Gebot lautete wohl: Sei nicht vorhersehbar! Deshalb mixt Laugier alt-bekanntes mit weniger bekanntem um möglichst oft die Erwartungshaltung des Zuschauers zu unterlaufen. Auf eine ausgedehnte Frühstücksszene folgt ein Massaker, wo niemand lang genug am Leben bleibt und keiner verschont wird. Die Heldin bringt sich dann nach einem Drittel des Films selbst um und immer wieder spielt der Film mit der realen und surrealen Ebene. Das passiert alles in der ersten Hälfte, die handwerklich top ist und auch sehr spannend erzählt wird. Überhaupt filmisch funktioniert „Martyrs“ sehr gut. Selbst die Schauspieler sind authentisch. Auch wenn die Musik nicht mehr als 08/15 ist und die Kamera nicht so recht weiß, wie sie was jetzt filmen soll -einen wirklichen Stil kann man „Martyrs“ nicht ansehen- wird klar, dass es sich hierbei nicht um ein B-Movie handelt, jedenfalls auf der filmischen Ebene. Denn was nützen all die guten Leute (Schauspieler, Crew), wenn der Regisseur auf Teufel komm raus an seinem grenz-debilen Drehbuch festhält?
    Terror-Filme erzeugen keinen Schrecken, eigentlich brauchen sie noch nicht mal Angst zu erzeugen. Sie sollen den Körper des Zuschauers terrorisieren, ihn die Schmerzen der Protagonisten erfahrbar machen. So dass man sich schüttelt und windet im Kinosessel. Das unterscheidet sie eigentlich von Horror-Filmen. Allerdings findet man beides selten voneinander getrennt. Ebenso bei „Martyrs“, der sehr auf sein Teasing (Schreie, Geräusche im Dunkeln, Türknallen) setzt, aber der auch konkrete Folterszenarien ins Bild rückt. Wenn man die erste Hälfte des Films als den Horror-Teil bezeichnen würde, müsste man den zweiten Teil als den Terror-Teil bezeichnen. Während der erste Teil noch ziemlich gut funktioniert, tritt erst in der zweiten Hälfte die wahre Stumpfsinnigkeit ans Tageslicht.
    Hier fällt Laugier nämlich filmisch nichts mehr ein. Erstmal gibt es einen Aha-Dialog mit der Ober-Sektenführerin. Achso, aaah, jaa, aha, ach deswegen werden die Menschen über Jahre gefoltert, ahaa, hmmm, wirklich, wie jetzt, warum, ja ja, warum, warum habe ich gefragt, ja warum, ist doch total hirnrissig, hmm, das soll es jetzt gewesen sein?
    Nach diesem trashigen Dialog wird unsere Protagonistin natürlich in ein Kämmerlein gesperrt und gefoltert und gefoltert und gefoltert. Die Hauptfigur muss sich ja jetzt als die „Eine“ beweisen. Hier entsteht Handlungsleerraum, den Laugier schnellstmöglich abhandeln möchte, also was macht er? Er macht es wie der gute alte Hitchcock. Er schneidet die langweiligen Stellen heraus. So wird immer aufgeblendet, wenn eine neue „geile“ Folterrunde ansteht und abgeblendet, wenn dieser langweilige Alleine-Eingesperrtsein-Quatsch beginnt. Stümperhaft, wie der Film versucht eine unvorstellbar lange Zeit mit simplen Auf- und Abblenden zu überbrücken. Handwerkliches Kindergarten-Niveau! Da wundert es schon das Laugier hier doch ein guter Moment gelingt, nämlich die Szene in der die Heldin ihr Schicksal akzeptiert. Dies sei aber allein dem guten Schauspiel geschuldet.
    Ich werde mir jetzt überhaupt nicht die Arbeit machen dieses dürftige „Warum“ zu hinterfragen. Die dilettantisch religiös-verquaste Motivik ist das größte Ärgernis bei „Martyrs“.
    Wenn das französische Horror-Kino als neue Hoffnung begriffen wird und „Martyrs“ die Galionsfigur darstellt, dann kann ich auf francophone Schauerwerke verzichten. So kommt der originellste Horrorfilm der letzten Jahre immer noch aus Amerika. Eli Roths „Hostel“ ist „Martyrs“ handwerklich und vor allem intellektuell überlegen.

  • J. Buttgereit (epd-Film | TIP Berlin)

    Auf die Suche nach einem tieferen Sinn für all die ausführlichst auf der Leinwand zelebrierten Gewaltdarstellungen begibt sich Pascal Laugier mit seinem Film „Martyrs“. Er schildert den Leidensweg des Mädchens Anna, die von einem spirituell motivierten Geheimbund so grausam gefoltert werden soll, bis sie zur erleuchteten Blutzeugin, also Märtyrerin wird. Neben der Konzentration des Films auf die systematisch ausgeführte körperliche und seelische Zerstörung der jungen Frau ist besonders die absolute Gefühlskälte der intellektuellen Folterer verstörend. Die für das Genre typische unterschwellige Sexualisierung der Gewalt findet hier nicht statt. Der Film beginnt zwar wie ein genrekonformer Horrorfilm, gleitet aber zum Ende, wenn die Grenze des Darstellbaren erreicht scheint, in performative und abstrakte Gefilde ab. „Martyrs“ ist Frankreichs Antwort auf die von der konservativen Filmkritik als Torture-Porn gescholtenen amerikanischen Erfolgsfilme „Saw“ (2004) und „Hostel“(2005), und kann als selbstreflexiver Höhepunkt der neuen französischen Horrorwelle verstanden werden.

  • SiameseMax (SiameseMovies)

    […] „Martyrs“ ist ein Film, über den man eine Nacht schlafen muss, um ihn zu verarbeiten. Ein Film, der die Bezeichnung „Splatter/Gore“ eigentlich nicht verdient, geht ihm doch der ursprünglich augenzwinkernde und unterhaltsame Subtext dieses Genres komplett verloren, und gerade dieses Fehlen jeglicher Ironie macht ihn so schockierend. Jawohl, „Martyrs“ meint es ernst. So ernst, dass die Zuschauer scharenweise vorzeitig das Kino verließen und diejenigen, die es geschafft haben ihn durchzuhalten, sich fragen, warum sie ihn durchgehalten haben. Die Filmfreaks unter ihnen tun sich derweilen schwer, den Film zu bewerten: Kann man einen Horrorfilm gut bewerten, der handwerklich perfekt gemacht ist, einen aber von Grund auf abstößt? Kann man einen Horrorfilm schlecht bewerten, der mehr ist als ein Film, sondern eine, man möchte beinahe sagen, „Grenzerfahrung“ darstellt? […]

  • Trotz der enormen Härte ist dies ein Film, den man (als volljähriger Zuschauer) gesehen haben sollte. Der die Intelligenz der Genrefans nicht verspottet und wirklich wieder eine berührende, innovative Geschichte erzählt.

    Wenn so der Untergang des Kinos aussieht, sind wir gern Zeugen.

  • Angesichts von Filmen wie „Irreversible“, „High Tension“ oder zuletzt „Frontiers“ ist es zur lieben Gewohnheit geworden, auf den Gewaltfilmskandal der Saison aus Frankreich zu warten. In diesem Jahr werden höchste Erwartungen problemlos erfüllt von einer düsteren Meditation über die Suche nach Erkenntnis und alternative Wege zur Bewußtseinserweiterung durch Schmerz. Kein plumper Blutschocker wie „Inside“ erwartet den hartgesottenen Horrorfreund, sondern ein philosophierendes Spiel in bösen Bildern und handwerklicher Perfektion.

  • Lexikon des Internationalen Films

    „Der über die Maßen harte Psychothriller lotet die Gewaltgrenzen aus, die in neueren französischen Genrefilmen immer wieder verschoben werden. Trotz gesuchter Schockeffekte eine psychologisch weitgehend durchdachte Studie über Gewalt und ihre verheerenden Folgen.“

  • Martyrs lässt die Nerven auch nach dem Abspann nicht los. […] Die Schlusspointe lässt selbst diejenigen, die wie Lucie und Anna bis zum bitteren Ende schmerzhaft durchgehalten haben, den Mund offen stehen.

  • Einer der wichtigsten und besten Filme des Jahres, der erbitterte Diskussionen auslöst und zeigt etwas, das wir garantiert noch nie gesehen haben.

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