Big Bad Wolves (2013) – [UNCUT]
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[imdblive:rating] / 10 |
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Titel | [imdblive:title] | ||
Teaser-Text | [imdblive:tagline] | ||
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Laufzeit | Jahr | FSK | [imdblive:runtime] min. | [imdblive:year] | [imdblive:certificate] | ||
Regie | Story | [imdblive:directors_nolink] | [imdblive:writers_nolink] | ||
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Bewertung | [imdblive:rating] ([imdblive:votes] Stimmen) | ||
Micki (Lior Ashkenazi) arbeitet bei der Mordkommission und verhaftet eines Tages den ruhigen und unauffälligen Lehrer Dror (Rotem Keinan), von dem vermutet wird, dass er mehrere junge Mädchen entführt, misshandelt und schlussendlich getötet hat. Nachdem Mickis Chef dahinterkommt, dass dieser bei den Verhören des Verdächtigen Gewalt angewendet hat, versetzt er Miki kurzerhand zurück in den Streifendienst. Da außerdem ein Video der Misshandlung an die Öffentlichkeit gerät, muss Dror wieder freigelassen werden. |
HIGHLIGHT |
In einer Mordserie an jungen Mädchen gilt der Religionslehrer Dror aus Hauptverdächtiger, der aus Mangel an Beweisen auf freien Fuß gesetzt wird. Polizist Miki hofft ein Geständnis rausprügeln zu können.
FILMSTARTS |
Micki (Lior Ashkenazi) arbeitet bei der Mordkommission und verhaftet eines Tages den ruhigen und unauffälligen Lehrer Dror (Rotem Keinan), von dem vermutet wird, dass er mehrere junge Mädchen entführt, misshandelt und schlussendlich getötet hat. Nachdem Mickis Chef dahinterkommt, dass dieser bei den Verhören des Verdächtigen Gewalt angewendet hat, versetzt er Miki kurzerhand zurück in den Streifendienst. Da außerdem ein Video der Misshandlung an die Öffentlichkeit gerät, muss Dror wieder freigelassen werden. Kurz darauf wird ein weiteres Mädchen ermordet. Micki ist nun endgültig überzeugt davon, dass Dror der Täter ist und entscheidet, diesen auf eigene Faust der Gerechtigkeit zuzuführen. Er tut sich mit Gidi (Tzahi Grad) zusammen, dem Vater des letzten Opfers: Sie entführen Dror…
MOVIEPILOT |
In Big Bad Wolves steht ein potentieller Serienkiller im Kreuzfeuer eines racheerfüllten Vaters, und eines Polizisten.
Handlung:
Ein Mädchen verschwindet in den Wäldern und wird kurz darauf ohne Kopf wiedergefunden. Sie ist eines der Opfer einer Serie brutaler Kindsmorde, die in einer Kleinstadt drei Männer zusammenführt: Der rachedurstige Vater des letzten Opfers (Tzahi Grad), ein Polizist (Lior Ashkenazi), der sich abseits des offiziellen Protokolls Straftäter zur Brust nimmt, und der Hauptverdächtige (Rotem Keinan). Der unscheinbare Religionslehrer wurde zuvor von der Polizei festgenommen, aber wieder freigelassen.
Polizist Miki hofft ein Geständnis aus dem verdächtigen Dror rausprügeln zu können. Die Aktion mit den bezahlten Schlägern geht aber nach hinten los, denn sie landet als Video zum Thema Polizeigewalt in den israelischen Medien und Miki wird gefeuert. Weder er noch der Vater des kleinen Mädchens haben nun noch etwas zu verlieren. Bei der geplanten Entführung und Folterung des Hauptverdächtigen bleibt nur die Frage, ob er es wirklich war und wenn ja, wieweit Selbstjustiz gehen kann…
Hintergrund & Infos:
Aharon Keshales und Navot Papushado setzen mit Big Bad Wolves zur Fortsetzung von Rabies – A Big Slasher Massacre an. Big Bad Wolves ist ein zähnefletschender Rachethriller, der die zermürbende Frage aufwirft: Was würdest du tun, wenn jemand den Menschen verletzt, den du am meisten liebst? Der große böse Wolf ist in vielen Märchen zu finden. Auch Big Bad Wolves ist mit einem symbolisch-märchenhaften Unterton angelegt, hier sind es aber mehrere Wölfe, die als bedrohliche Raubtiere und Antagonisten aufeinander treffen.
Quentin Tarantino bezeichnete Big Bad Wolves als besten Film des Jahres 2013.
An Kamera/Inszenierung kann man nicht mäkeln. Ansonsten kann ich mich den vielen positiven Stimmen hier nicht anschließen. Der Mix aus „Rache-Epos“, Torture-Porn und „Humor“ hat bei mir nicht funktioniert (Tarantino war zwar begeistert – aber wir sind hier Lichtjahre von Tarantinos „Rache-Märchen“ entfernt.) Zudem werden wohl nicht wenige aus dem Film eine äüßerst fragwürdige Message herauslesen: „Foltern ist schon ok, sogar wenn es nur auf Intuitionen basiert, man muss nur aufpassen, dass die Clips nicht bei You Tube landen und der Verdächtige nicht vorzeitig das Zeitliche segnet. Also bitte geschickt foltern.“
Der israelische „Big Bad Wolves“ ist vielleicht nicht der beste Film des Jahres 2013, als den Quentin Tarantino ihn sieht, aber er ist verdammt gut. Hier wird eine intensive, grimmige, brutale, aber auch mit reichlich pechschwarzem Humor servierte Geschichte erzählt, die ein wenig an Denis Villeneuves genialen „Prisoners“ erinnert, aber tatsächlich noch weiter geht.
Der Film lässt dabei bis zum Schluss offen, ob das Opfer nun wirklich der Täter ist oder nicht. Das ist clever konstruiert, da es allerhand Szenen gibt, die auf die eine oder andere Art interpretiert werden können. Damit bleibt der Zuschauer bis zum Schluss gespannt, da es im Verlauf der Geschichte auch immer extremer wird, was dem mutmaßlichen Killer angetan wird.
„Big Bad Wolves“ ist sehenswert, ein echter Glücksfall, da er es versteht, mit wechselnder Tonalität den Zuschauer immer wieder herauszufordern. Ein einfacher Film ist dies nicht, aber lohnend ist er auf jeden Fall. Eine Geschichte über den Wolf in Menschengestalt, und all die Formen, die dieser Wolf annehmen kann.
Wie du mir, so ich dir – das in etwa denkt sich die Hauptfigur in dieser schwarzen Thriller-Komödie aus Israel von den beiden Rabies-Regisseuren Aharon Keshales und Navot Papushado. Hier nimmt der Vater eines ermordeten Mädchens das Gesetz selbst in die Hand, als er den Hauptverdächtigen foltert. Doch fürsorgliche Mütter, gebackene Kuchen sowie Selbstjustiz-Zweifel bei Komplizen machen die Angelegenheit nicht einfacher.
Im zweiten Kapitel Mose steht geschrieben, sollten Männer in Streit geraten, „dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß“ (2. Mose 21,23f.). Eine alttestamentarische Vorgabe, die auch die Nachkommen von Moses in dem israelischen Rache-Thriller Big Bad Wolves beherzigen. In diesem sind der Kriminalbeamte Miki sowie Ex-Militär und Vater eines getöteten Mädchens Gidi derart von der Schuld eines Lehrers überzeugt, dass sie das Gesetz in die eigenen Hände nehmen.
Eingeleitet wird der zweite Film des Regie-Duos Aharon Keshales und Navot Papushado, die 2011 mit Rabies für Aufsehen gesorgt hatten, durch eine träumerische Slow-Mo-Sequenz, die vermutlich Gidis Tochter beim Versteckspielen mit Freunden zeigt, ohne aus diesem wieder aufzutauchen. Kurz darauf verhört Miki auf rabiate Weise den bereits als der Hauptverdächtige etablierten Dror in einem verlassenen Lagerhaus – als jedoch ein heimlich aufgezeichnetes YouTube-Video von der Aktion auftaucht, wird er vorläufig suspendiert.
Es stellt sich heraus, dass das Mädchen, das in der Zwischenzeit kopflos, vergewaltigt und verstümmelt im Wald gefunden wurde, nur das jüngste einer Reihe von Opfern ist. Der Lehrer wiederum ist dank Mikis Methoden wieder auf freiem Fuß – allerdings nicht lange. Sowohl der nun tochterlose Gidi als auch der wohl bald arbeitslose Miki sind hinter Dror her, um von diesem zu erfahren, wo die Köpfe der getöteten Mädchen sind. Der Lehrer, ebenfalls wegen der Vorfälle auf Wunsch der Eltern bis auf weiteres suspendiert, hebt seine Unschuld hervor.
Während Drors Schuld für Gidi und Miki erwiesen scheint, wird das Publikum bewusst im Dunkeln gehalten. Big Bad Wolves macht sich dabei nicht die Mühe, aufzuzeigen, wie der Verdacht ursprünglich auf den Lehrer fiel oder ob dieser ein Alibi für die Tatzeiten vorzuweisen hat. Im Verlaufe des Verhör- beziehungsweise eher Folterprozesses durch Gidi soll der Zuschauer wie auch Miki verstärkt an der Schuld von Dror zweifeln. Ist der bebrillte Lehrer tatsächlich unschuldig oder hat er all jene grausamen Morde auf dem Gewissen?
Ungeachtet der Thematik des Films präsentieren Keshales und Papushado aber Big Bad Wolves nicht als trockene Thriller-Kost a la David Fincher, sondern stecken den Film in das Korsett einer schwarzen Komödie. Immer wieder sorgen humorvolle Auflockerungen wie stete elterliche Unterbrechungen von Gidis Folter für eine lange Leine in diesem Selbstjustiz-Konflikt. Dass sich der Film diesbezüglich nicht ethisch konform positioniert, ist angesichts Gidis Beziehung zu den Vorfällen verständlich und dennoch möglicher Stein des Anstoßes.
Allerdings will Big Bad Wolves auch kein Film pro oder contra Selbstjustiz und Folterverhöre sein, sondern ein Drei- beziehungsweise später Vier-Personen-Stück über die Wahrheit hinter unvorstellbaren Verbrechen. Der stete Wechsel zwischen schwarzer Komödie und dunklem Thriller gelingt den israelischen Regisseuren dabei durchaus überzeugend, was sich zugleich dem exzellenten Ensemble um Tzahi Grad, Lior Ashkenazi und Rotem Keinan verdankt. Und auch wenn das Finale nicht unvorhersehbar ist, so wartet der Film dennoch mit einer Schlusseinstellung auf, für die nicht jeder Filmemacher heute noch genug Eier besitzt.
Es war einmal: Das israelische Regieduo Aharon Keshales und Navot Papushado verstrickt drei Männer in ein böses Spiel aus Schuld und Schuldzuweisung und verwebt dabei einen klassischen Rachethriller mit Märchenmotiven.
Ein kleines Mädchen im roten Kleid geht beim Versteckspiel im Wald verloren, nur sein roter Lackschuh wird wiedergefunden – eine bekannte Ausgangssituation, die in vielen Märchen mit der Überlistung der Hexe, der Stiefmutter oder des Wolfs und der Rettung des Kindes endet. Doch anders als Rotkäppchen kann das Mädchen in Big Bad Wolves nicht aus den Fängen des bösen Wolfs befreit werden, sondern wird kurz nach seinem Verschwinden geschändet und enthauptet von der Polizei im Wald gefunden. Eine Brotkrumenspur aus Süßigkeiten führt die Ermittler Micki und Rami zu der Leiche – und nicht aus dem Wald hinaus, sondern immer tiefer hinein in ein Dickicht aus Schuld, Beschuldigungen und Rache. Wer der böse Wolf ist, verschwimmt zusehends.
Folter statt List
Aharon Keshales und Navot Papushado spielen recht offensichtlich mit gängigen Märchenmotiven und verweben diese mit einem klassischen Rachethriller: Dem vermutlichen Täter Dror (Rotem Keinan) kann zunächst keine Schuld nachgewiesen werden, und er wird durch ungeschickte Taktik der Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt. Gidi (Tzahi Grad), der Vater des Mädchens, kidnappt daher sowohl Dror als auch Micki (Lior Ashkenazi) und hält die beiden im Keller seines abgelegenen Waldhauses gefangen. Statt auf märchenhafte List setzt er auf kaltblütige Folter: Mit Misshandlungen will er ein Geständnis aus Dror herauspressen und ihm dieselben Verletzungen zufügen, die dieser seiner Tochter angetan hatte – Rache ist sein Motiv. Bis hierhin ähnelt der Plot dem beinahe zeitgleich erschienenen Prisoners, doch brechen Keshales und Papushado diese grundlegend dramatische Handlung auch zuvor schon ab und an ironisch – etwa wenn der kleine Sohn des Polizeichefs seinen Vater nachahmt und so Micki eine gleichermaßen witzige wie erniedrigende Standpauke ob seiner Verhörmethoden hält. In Gidis Waldhaus nun wird die ernste Handlung in höherer Frequenz komödiantisch durchdrungen: Gidi wird bei Drors Folter regelmäßig kurz vor dem brutalen Höhepunkt unterbrochen – so erschallt der Ritt der Walküren laut als Handyklingelton –, und er muss seiner Mutter Rechenschaft über seinen Verbleib ablegen oder einen Überraschungsbesuch seines Vaters managen.
„Damit ich dich besser fressen kann!“
Besonders in diesen Momenten des comic relief verhandelt Big Bad Wolves die schwierige Frage der Schuldzuweisung. Anders als Denis Villeneuve in Prisoners verfallen Keshales und Papushado nicht in starre Betroffenheit, sondern stellen nüchtern fest, dass hier alle drei Männer – Dror, der vermeintliche Täter, Micki, der moralisch zweifelhafte Polizist, und Gidi, der mit sadistischen Rachegedanken erfüllte Vater des Opfers – auf ihre Weise mit Schuld beladen, eben alle drei große böse Wölfe sind. Fressen und gefressen werden ist ihre Devise, und so versuchen alle drei in wechselnden Allianzen bestmöglich aus der Situation herauszukommen. Psychologisch wird diese reizvolle Dynamik kaum ergründet, Big Bad Wolves schweift stattdessen eher ab und oszilliert im weiteren Verlauf zwischen Body-Horror-Elementen in den genüsslich ausinszenierten Folterszenen und Slapstick-Einlagen, die kurze Erleichterung verschaffen. Dabei steht der Film in Sachen grafischer Gewalt klassischen Märchenstoffen nicht nach. Die bei Hänsel und Gretel wesentlichen Fingerknöchelchen werden hier sowohl auf der visuellen als auch auf der auditiven Ebene genüsslich traktiert, und Dror wird „mit Haut und Haar“ von Gidis Vater gequält.
Drei Brüder auf der Suche nach der Wahrheit
In der Dreiergruppe mit wechselnden Allianzen loten die Regisseure die emotionalen und ethisch-moralischen Implikationen der Situation aus. Drors Schuld wird nicht bewiesen, was die Spannungen zwischen den drei Männern verstärkt und Mickis Zweifel an der eigenen Moral befeuert. Gidi erinnert eher an einen Möchtegern-Mafia-Boss im Kielwasser eines Tony Soprano als an einen um sein Kind trauernden Vater. Als plötzlich sein eigener Vater vor der Türe des Ferienhauses steht, um nach ihm zu sehen, und sich obendrein in die Geschehnisse im Keller einmischt, entgleitet Gidi, hin- und hergerissen zwischen seinen diametralen Parts als folgsamer Sohn und herrschsüchtiger Folterer, die Kontrolle über die Situation. Auch Micki wird im Dienste der moralischen Entscheidungsfrage einerseits als fürsorglicher Vater und andererseits als harter Polizist vorgestellt, dabei jedoch immerhin weniger karikiert als Gidi. Der Zuschauer jedenfalls muss die Hoffnung früh verwerfen, dass einer der Männer sich als vollends gut erweisen könnte. Allerdings geht die Figurenzeichnung über die einmal etablierte Konstellation auch kaum hinaus.
Quentin Tarantinos vielzitierte Aussage, Big Bad Wolves sei der Film des Jahres 2013, drängt den Vergleich mit dessen Werk natürlich geradezu auf. Tatsächlich sind an der Oberfläche auch ganz ähnliche Mechanismen im Spiel, doch mindestens ebenso offensichtlich sind die Unterschiede. Wo Tarantinos Dialoge stets individuelle Charaktere konturieren, verschwimmen bei Papushado und Keshales die drei Männerfiguren oft zu sehr ineinander und bleiben trotz aller Bewegung in ihren Rollen etwas statisch. Anders als bei Tarantino, dafür seinen zahllosen Nachahmern des 1990er-Jahre-Kinos umso ähnlicher, sind die ironischen Brechungen in Big Bad Wolves lediglich pointiert gesetzte Gags, die auf kurze Lacher zielen und die Mängel in der Ausgestaltung überdecken. Dank seiner optisch und motivisch interessanten Umsetzung ist Big Bad Wolves zwar mehr als eine Kopie, kann aber durch seine Ungenauigkeiten und die etwas selbstzweckhafte Fokussierung auf Gewalt und Ironie kaum mehr als einer der vielen epigonalen Eklektizismen bieten, die Tarantinos Werk im Laufe der Zeit nach sich zog.
Vor zwei Jahren überraschten die israelischen Drehbuchautoren und Regisseure Aharon Keshales und Navot Papushado mit dem Slasher Rabies, der sogenannte erste israelische Horrorfilm überhaupt. Mit Big Bad Wolves spielen sie nun kontinuierlich mit den Erwartungen der Zuschauer und reihen sich beinahe mühelos neben Funny Games ein: Wie weit geht die Gier nach Gewaltdarstellung?
In Böses verheißender Zeitlupe und gleißendem Sonnenlicht spielen Kinder in einem alten Lagergebäude Verstecke. Und wie in Paul Lynchs Prom Night geht das Spiel nicht gut aus. Die Polizei findet eines der Mädchen erst später wieder, als sie bereits tot ist. Sie ist nicht die erste, die auf grausame Art missbraucht und ermordet wurde. Sowohl Polizist Mika (Lior Ashkenazi) als auch der Vater des Mädchens Gidi (Tzahi Grad) sind überzeugt, dass der nette Lehrer von Nebenan, Dror (Rotem Keinan), der Täter ist – und, der Zweck alle Mittel heiligt.
Da hier im Gegensatz zu Vinterbergs Die Jagd, lange Zeit offen gehalten wird, ob Dror schuldig ist oder nicht, wird dem Zuschauer die Möglichkeit genommen, eindeutig Position beziehen. Ein auf fragwürdigen Gerechtigkeitsempfinden basierender Rachewunsch entsteht nicht, weil die Schuldzuweisung nicht klar ist. Gemeinsame Geburtstagsbilder von Dror und seiner bei der Mutter lebenden Tochter vermischen sich geschickt mit einem verwirrenden Voice-Over. War das seine oder eine Tochter? Mit diesem Eindruck im Hinterkopf blendet der Film über in einen dunklen Folterkeller eines abgelegenen Hauses – wohin Gidi und Mika den Lehrer verschleppt hatten.
Wenn Gidi dort aus dem Polizeibericht vorliest und detailliert beschreibt, auf welche Weise seine Tochter gefoltert und ermordet wurde, den Bericht langsam zur Seite legt und sein gefesseltes Gegenüber mit der Wiederholung der eben genannten Qualen vorwarnt, spielt der Film erneut mit dem moralischen Gewissen der Zuschauer: Die weitere Handlung wird vorweg genommen. Aber die Lust an der Verwirklichung der Folterankündigung ist größer, die „guilty pleasure“ will mit Popcorneimer und dem größten Getränkebecher in den Händen befriedigt werden.
Doch genau an diesem Punkt wartet der Film mit einer Überraschung auf: Komik. Gerade in dem Augenblick, in dem die Gewalt explizit wird, ruft die Übermutter auf dem Handy an und sorgt sich um den Sohn oder schickt den kriegs(- und folter)erfahrenen Vater Yoram (Doval’e Glickman) mit Suppe vorbei. Der Höhepunkt bei diesem „torture porn“ wird nicht durch die Darstellung von Gewalt erzeugt, sondern durch ein, wenn auch nur kurzes, erlösendes Lachen erreicht.
Harry Callahan trifft auf koreanischen Rachethriller und mischt sich dann mit den Geschichten der Gebrüder Grimm. Der Film hätte leicht ein gewollt subtil pädagogisches Lehrstück über Medien- und Zuschauerkritik werden können. Er ist aber vor allem ein sehr stimmungsvoller und komödiantischer Rache-Thriller geworden, der gespickt ist mit zahlreichen Filmreferenzen zu Dirty Harry, E.T., Funny Games oder Prom Night.
„Big Bad Wolves“ ist ein Rache-Thriller aus Israel. Der Film findet in meinen Augen eigentlich immer den richtigen Ton um in seiner Härte niemals Richtung Torture-Porn abzudriften und für seine dunkle Thematik auch noch unverhältnismäßig viel Humor mit ins Spiel zu bringen. Man kann aber, meiner Meinung nach, trotz einiger skuriller Szenen und manch lustigen Dialogen nicht von einer Komödie sprechen, dafür ist die Thematik eindeutig zu hart und der Film auch zu ernst in einigen Momenten.
FAZIT: Wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung rangeht, erwartet einen ein kleiner, feiner, gut gespielter Rache-Thriller. Kleiner Geheimtip aus Israel für Fans von diesem Genre, Kammerspielen und schwarzem Humor!
Laut Tarantino der „Beste Film des Jahres“. Für meine Begriffe ist „Daddys Little Girl“ bei einem annähernd ähnlichem Stoff noch ein Stück besser und auch brutaler…