Who Am I – Kein System ist sicher (2014) – [UNCUT]

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Für seine Umwelt ist der schüchterne Benjamin (Tom Schilling) ein Niemand, weshalb er sich oft in die Tiefen des Internets stürzt. Denn dort kann er sein, was er will und niemand weiß, wer sich wirklich hinter seinem Pseudonym verbirgt. Benjamin fällt der digitale Maskenball leicht, er ist ein Meister-Hacker. In dem charismatischen Max (Elyas M’Barek) findet er einen Gleichgesinnten. Gemeinsam mit dem temperamentvollen Stephan (Wotan Wilke Möhring) und dem paranoiden Paul (Antoine Monot) gründen sie die Hackergruppe „CLAY“ (kurz für „Clowns Laughing @ You“)…

 

SONY PICTURES

Benjamin (TOM SCHILLING) ist unsichtbar, ein Niemand. Dies ändert sich schlagartig, als er plötzlich den charismatischen Max (ELYAS M’BAREK) kennenlernt. Auch wenn beide nach außen nicht unterschiedlicher sein könnten, so eint sie doch dasselbe Interesse: Hacken. Gemeinsam mit Max‘ Freunden, dem impulsiven Stephan (WOTAN WILKE MÖHRING) und dem paranoiden Paul (ANTOINE MONOT) gründen sie die subversive Hackergruppe CLAY (CLOWNS LAUGHING @ YOU). CLAY provoziert mit Spaßaktionen und trifft den Nerv einer gesamten Generation. Zum ersten Mal in seinem Leben ist Benjamin ein Teil von etwas und sogar die attraktive Marie (HANNAH HERZSPRUNG) wird auf ihn aufmerksam. Doch aus Spaß wird plötzlich Ernst, als die Gruppe auf das Fahndungsraster von BKA und Europol gerät. Gejagt von der Cybercrime-Ermittlerin Hanne Lindberg (TRINE DYRHOLM) ist Benjamin jetzt kein Niemand mehr, sondern einer der meistgesuchten Hacker der Welt.

 

FILMSTARTS

Für seine Umwelt ist der schüchterne Benjamin (Tom Schilling) ein Niemand, weshalb er sich oft in die Tiefen des Internets stürzt. Denn dort kann er sein, was er will und niemand weiß, wer sich wirklich hinter seinem Pseudonym verbirgt. Benjamin fällt der digitale Maskenball leicht, er ist ein Meister-Hacker. In dem charismatischen Max (Elyas M’Barek) findet er einen Gleichgesinnten. Gemeinsam mit dem temperamentvollen Stephan (Wotan Wilke Möhring) und dem paranoiden Paul (Antoine Monot) gründen sie die Hackergruppe „CLAY“ (kurz für „Clowns Laughing @ You“). Mittlerweile interessiert sich sogar im echten Leben eine Frau für Benjamin, die attraktive Marie (Hannah Herzsprung), sodass er sich zum ersten Mal wichtig fühlt. Doch aus dem Hacker-Spaß wird plötzlich ernst, als BKA und Europol die Ermittlungen gegen CLAY aufnehmen. An der Spitze: Cybercrime-Expertin Hanne Lindberg (Trine Dyrholm)…

 

-SPOILERWARNUNG- WIKIPEDIA

Who Am I – Kein System ist sicher ist ein deutscher Thriller vom Regisseur Baran bo Odar aus dem Jahr 2014. Der Film spielt in Berlin und handelt von einer Hackergruppe, die global auf sich aufmerksam machen will.

Der Film wurde in der Kategorie Contemporary World Cinema auf dem Toronto International Film Festival 2014 gezeigt. Außerdem wird der Film am 28. April als Hauptfilm des German Spotlights auf dem Newport Beach Film Festival laufen.

Drehorte des Films waren Berlin und Rostock.


Handlung:

Der unscheinbare Benjamin lebt nach einer von schweren Traumata geprägten Kindheit bei seiner Großmutter. Seine Schüchternheit und das Gefühl, in der realen Welt von keinerlei Bedeutung zu sein, legen ihm den Weg zur virtuellen Welt und auch zu organisierten, kleinen Hackangriffen dar.

Als sein Schwarm Marie beiläufig und intentionell erwähnt, sie brauchte für ihre Prüfung die bevorstehenden Fragen aus den Servern der Universität, nimmt sich Benjamin ihres Problems an, wird dabei allerdings gefasst und zu Sozialarbeit verurteilt. Dabei gerät er in Kontakt mit dem charismatischen Max, der, als er Benjamins Fähigkeiten im computertechnischen Bereich erkennt, sofort auf eine Zusammenarbeit erpicht ist. Bei einer Party in einem fremden Haus stellt Max Benjamin im Kreis seiner beiden Freunde Stephan und Paul eine Aufnahmeprüfung, die Benjamin kurz vor Eintreffen der Polizei wegen Lärmbelästigung durch die Feier problemlos besteht. Kurz darauf muss Benjamins an Demenz erkrankte Großmutter, zu der er eine sehr starke Beziehung hat, in ein Altersheim übergeben werden, wodurch ihr Haus der vierköpfigen Hackergruppe von nun an als Hauptquartier dient. Als Abkürzung für Clowns laughing at you und als Anlehnung an die im Hackerbereich weitverbreiteten Maskierungen bringt Benjamin den Namensvorschlag CLAY ein, der generelle Zustimmung findet.

Getrieben von Max’ Suche nach Anerkennung in Darknets führt die Gruppe zunehmend Angriffe mit gesellschaftskritischen Motiven in komplexen Unternehmen und Organisationen aus – so fallen unter anderem die Partei NBD sowie ein großer Pharmakonzern CLAY zum Opfer. Dennoch scheint der hoch angesehene Hacker MRX im Darknet für ihre Aktionen keinerlei Beachtung oder Bewunderung zu finden, sondern macht sie zur Zielscheibe des Cybergespötts. Max gerät in Wut und fordert einen Angriff, der ihre bisherigen Grenzen um ein Vielfaches übersteigt, woraufhin Benjamin den als unhackbar geltenden Deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) als ihr nächstes Opfer auswählt. Die Aktion gelingt durch die Arbeitsteilung der Gruppe einwandfrei, jedoch lässt Benjamin neben dem eigentlichen Auftrag noch seriöse Mitarbeiterdaten mitgehen.

Als Max bei einer wegen des Erfolgs veranstalteten Feier im Drogenrausch Marie küsst, wendet sich Benjamin enttäuscht und wutentbrannt von ihm ab, da er sich selbst lediglich als Max’ Werkzeug sieht. Ohne Wissen oder Zustimmung der anderen CLAY-Mitglieder veröffentlicht er die gestohlenen Mitarbeiterdaten des BND im Darknet. Es stellt sich daraufhin heraus, dass ein enger Komplize von MRX, ein Hacker unter dem Pseudonym Krypton, genauso wie auch MRX ein Mitglied der prominenten Hackergruppe FRIENDS (Eigenschreibweise in Leetspeak: FR13NDS), ein Maulwurf ist, der mit dem BND zusammenarbeitet. Einen Tag später wird Krypton ermordet im Wald außerhalb der Stadt aufgefunden und sein Tod mit dem Hackerangriff auf den BND und damit auch auf die bekennende Gruppe CLAY zurückgeführt. Das wirft auch die dänische Ermittlerin Hanne Lindberg ins Spiel, die bereits seit drei Jahren kläglich versucht, den FR13NDS das Handwerk zu legen. Um CLAYs Namen reinzuwaschen und wieder unterzutauchen, sieht der ob seiner Teilschuld an Kryptons Tod entsetzte Benjamin nur die Möglichkeit, der Polizei MRX und die FR13NDS zu liefern.

MRX täuscht währenddessen seine Bewunderung für den BND-Angriff vor und übergibt CLAY den größten Hackerangriff ihres bisherigen Bestehens, einen Angriff auf EUROPOL, wofür sie von MRX einen Codeschlüssel sowie einen Computertrojaner zur Systeminfiltrierung erhalten. Gleichzeitig wollen Benjamin, Max, Stephan und Paul über einen eigens dafür entworfenen Computertrojaner im eigentlichen von MRX ausgestellten Trojaner Zugriff zu MRXs Computer und damit zu seiner Identität erhalten. Nach fehlgeschlagenen Versuchen, in die EUROPOL-Zentrale zu gelangen, schafft es Benjamin tatsächlich über einen dreisten Trick, einen sogenannten „evil twin“, einen manipulierten WLAN-Zugangspunkt, ins System zu schleusen und damit Fernzugang zu erhalten. Als er im Alleingang MRX die entwendeten Systemdaten überreichen möchte, zeigt sich, dass dieser ihren modifizierten Trojaner-Mechanismus durchschaut hat. Der Codeschlüssel fungierte zudem als IP-Transmitter, der Benjamin ausspioniert und ihn nun zum Verfolgungsziel werden lässt.

Einige Zeit später befindet sich Benjamin in Gewahrsam der Ermittlerin Hanne Lindberg und erzählt ihr seine Werdensgeschichte als Hacker, was zugleich den gegenwärtigen Rahmen der Handlung bildet, die großteils aus einer chronologischen Rückblende besteht. Um die Ermittlerin zu täuschen, fingiert Benjamin, als er an diesem Punkt seiner Erzählung angekommen ist, eine ausgeklügelte Lügengeschichte. Er berichtet, er habe Max, Stephan und Paul nach seinem Entkommen erschossen in ihrer Wohnung aufgefunden. Auch schon zuvor erzählt Benjamin davon, dass er und seine Freunde das Haus seiner Großmutter zur Beweisvernichtung niedergebrannt hätten, was ebenfalls nicht stimmt.

Benjamin bietet Lindberg an, ihr MRX zu liefern und sie willigt ein. Sein Plan ist es, MRX in seinem Stolz zu attackieren, weshalb er sich im Darknet ein zweites Pseudonym unter MRXs Namen erstellt und mit diesem den Unmut der anderen Hacker auf sich zieht, weil er sich als der wahre MRX ausgibt. Gleichzeitig stattete er den wahren MRX allerdings ebenfalls mit einem IP-Transmitter aus und enthüllt so dessen wahre Identität. MRX wird daraufhin festgenommen. Lindberg erkennt mehr und mehr, dass Benjamin von seiner verstorbenen Mutter eine Veranlagung zu multipler Persönlichkeit geerbt haben könnte, weshalb Max, Stephan und Paul nur Facetten seinerselbst sein würden und er alleine CLAY sei. Dies schlussfolgert Lindberg, als sie das vermeintlich abgebrannte Haus unversehrt findet, dort allerdings drei Patronenhülsen, ursprünglich ein Mitbringsel eines Kameraden von Benjamins im Krieg gefallenen Großvaters, fehlen. Diese gab Benjamin als Beweismittel für die Todesursache seiner drei Freunde bei der Ermittlerin ab. Außerdem weist Benjamins Hand markante Verletzungen auf, die er in seiner Erzählung eigentlich Max zuwies.

Lindberg erklärt ihm, mit einer psychischen Störung sei er für das Zeugenschutzprogramm nicht zugelassen und Benjamin spielt ihr Verzweiflung und Enttäuschung vor. Als sie ihm daraufhin fünf Minuten zum Hacken in das Computerprogramm für das Zeugenschutzprogramm gewährt, legt sich Benjamin eine neue Identität zu. Daraufhin lässt ihn die Ermittlerin frei, will aber zuvor noch wissen, wie genau er einen bestimmten Zaubertrick mit vier Zuckerwürfeln gemacht hat, bei dem kurzzeitig nur ein Zuckerwürfel übrig bleibt, was eine klare Anspielung auf Benjamins erdachte multiple Persönlichkeit ist. Nachdem sie ihn endgültig weggeschickt hat, erkennt auch sie die Masche in Benjamins Lügengeschichte, macht allerdings keine Anstalten, ihn nochmals zu verfolgen, da sie durch die Festnahme von MRX ohnehin ihr Ziel erreicht hat.

Zusammen mit Max, Stephan, Paul und Marie befindet sich Benjamin mit blondgefärbten Haaren am Ende auf einem Schiff in Richtung Kopenhagen, wohin er bereits zuvor mit Marie „durchbrennen“ wollte. In Rückblenden löst nun auch Benjamin selbst die doppelte Wendung und seine Lügengeschichte auf, wobei ihm insbesondere Marie durch ihr Studium in Rechtswissenschaften geholfen hat. Letztendlich hat auch er es geschafft, wieder unsichtbar zu werden.


Charaktere

Clay und dessen Mitglieder:

Clay ist eine Organisation, deren Ziel es ist, der Gesellschaft etwas zu zeigen, um damit Gutes anzurichten. Einige ihrer Ziele sind die Börse oder große Pharmaunternehmen. Jedoch steigt den Mitgliedern der Übermut zu Kopf, als vom Vorbild MRX keine Reaktion auf ihre Taten bekommen.


Benjamin Engel

Benjamin ist ein schüchterner Junge. Er arbeitet abends bei einem Pizzadienst. Als er nach einem gescheiterten Angriff auf einen Uni-Server zu Sozialstunden verurteilt wird und dabei Max kennenlernt, wird er zum Gründungsmitglied von Clay. Sein Motiv ist neben seiner traumatischen Kindheit, die von dem Tod seiner Mutter geprägt wurde, auch seine Stellung in der Gesellschaft. Benjamins Charakter ändert sich nur langsam und er bleibt weiterhin schüchtern und zurückhaltend. Einen weiteren Rückschlag muss er erleben, als er seine Oma wegen Demenz in ein Altersheim schickt. Im Gegenzug dazu blüht gleichzeitig Clay auf, denn das nun leerstehende Haus kann von den Vieren als Hauptquartier genutzt werden.


Max

Max ist das komplette Gegenteil von Benjamin, denn im Gegensatz zu ihm ist Max selbstsicher. Er versteht etwas vom Social Engineering und damit auch von der Manipulation anderer. Dies zeigt sich in seiner Dreistigkeit und seinen Tipps, die er an Benjamin weitergibt: „Der Mensch ist gutgläubig und konfliktscheu.“ Dass hinter dieser Masche aber nichts anderes steckt als ein Skriptkiddie, scheint Benjamin gemerkt zu haben. Jedoch hat Max die Idee zum finalen Coup, der Täuschung von Europol.


Paul

Paul ist der Hardwareexperte von Clay. Er bleibt den ganzen Film über ein sehr kritischer Charakter. Dies zeigt sich darin, dass er anfangs an Benjamin zweifelt und auch beim Schwellenübertritt (dem Auto„klau“) erst nach Max’ Überzeugungsarbeit an der Spritztour teilnimmt.


Stephan

Stephan ist der Softwareexperte von Clay. Er hat eine eigene, verrückte Persönlichkeit und wird sehr offen gegenüber der Außenwelt dargestellt.


Die Friends und dessen Mitglieder

Bis zum Auftritt von „Clay“ waren die vier „Friends“ die gesuchtesten Hacker Nummer eins. Dies war auch Ziel der eigentlichen Ermittlungen von Europol, die von Hanne geleitet wurden.


MRX

MRX ist der Anführer der „Friends“. Als Hacker bekannt wurde er auch durch Angriffe auf soziale Netzwerke. Allgemein genießt er im Deep Web ein hohes Ansehen und ist auch das Vorbild für Max und Benjamin. Anfangs war er von der Hackergruppe Clay nicht beeindruckt und verspottete sie regelrecht. Jedoch ändert er seine Meinung nach dem Angriff auf den BND, als Benjamin ihm Mitarbeiterlisten zukommen ließ.


Krypton

Krypton ist einer der Mitglieder der „Friends“. Dabei wird erst später klar, dass er einer der V-Leute des BND war. Dies kommt heraus, da Benjamin ihn unwissentlich an MRX verraten hat, was dann zu seinem unmittelbaren Tod führte.


Anspielungen und Parallelen:

Die erste gemeinsame Aktion von Clay ging gegen die rechte Partei NBD, die eine Anspielung auf die NPD darstellt. Clay hatte bei deren Partei-Versammlung einen verunglimpfenden Hitler-Werbespot untergeschoben, der vor den Parteigenossen gezeigt wurde.

Eine Hauptfigur im Film Fight Club leidet an einer multiplen Persönlichkeitsstörung, die Benjamin in seinem Fall aber nur vorspielt. In seinem Zimmer hängt ein Fight Club-Filmplakat, auf dem ebenjene Hauptfigur, Tyler Durden, zu sehen ist.

In der Mitarbeiterliste des BND sind neben den Namen der Personen „Nicknamen“ zu finden, welche Namen von Superhelden des DC DC Comics und Marvel Marvel Comics Universum sind


Kritik:

„Schnell, smart, witzig. Tom Schilling und Elyas M’Barek in Bestform. So souverän wie der Hacker-Thriller „Who Am I – Kein System ist sicher“ kam das deutsche Kino schon lang nicht mehr um die Ecke.“ Spiegel.de

„Endlich! Ein deutscher Thriller über unsere digitale Irrsinns-Welt – der Spaß macht, spannend ist und mitreißt – mit tollen Stars! Ein Wagnis! Ein digitales Labyrinth! (…) Ein großer deutscher Thriller – mit internationalem Touch. Zwei Stars wie Yin und Yang: Tom Schilling & Elyas M’Barek. Eine irre Story. Verblüffender Plot. Der deutsche Muss-Film des Herbstes!“ Bild.de

„„Who Am I – Kein System ist sicher“ ist trotz einiger Schwächen ein vor allem in der zweiten Filmhälfte durchaus sehenswerter, wendungsreicher Thriller.“ Filmstarts.de


Auszeichnung:

2015: Bayerischer Filmpreis in der Kategorie Beste Regie

 


 

3 Kommentare

  • Deutsche Kost ist für mich generell mit starkem Misstrauen geprägt, aber Who Am I – Kein System ist sicher ist deutlich besser gewesen als meine Erwartung. Vorweg: Nach dem Trailer war ich begeistert und habe mich gefragt, ob der Film ähnlich unkonventionell wird, wie der Trailer gemacht wurde. In den derzeit laufenden TV-Trailern sieht man, dass es nicht wirklich immer der Fall ist und da war ich schon abgeneigt, den Film zu gucken. Zum Glück irrte ich.

    Die Story ist schnell erklärt: Benjamin Engel (Tom Schilling) wird von niemandem beachtet, er ist einfach der Typ, der in der Schule nicht auffällt – höchstens als Nerd. Im Film passenderweise sogar so geschmückt, dass er so unauffällig sei, dass er nicht einmal verprügelt wurde. Langweiliger Job, keine Freundin, kommt nicht aus sich raus, lebt das Leben nicht – aber kann Maschinensprache lesen (oh jeah…. als Informatiker war ich durchwegs beim Film kurz vor der klassischen „Facepalm“). Dann trifft er bei „Arbeiten“ auf den jungen Max (Elyas M’Barek), der ihn in seine Welt der Cyberkriminalität bringt. Die beiden arbeiten mit zwei anderen Kollegen Max‘ zusammen und bilden das Hacker-Netzwerk „CLAY – Clowns Laughing At You“, um die Gunst der Hacker-Ikone „MRX“ zu erlangen.

    Mehr will ich nicht erzählen, denn der Film hat einen verdammt guten Twist am Ende und der lohnt sich extrem! Ja, da mag ich sagen, dass diese Idee den Film unter deutschen Filmen, die eher Twist-Armut aufweisen, deutlich hervorhebt.

    Was mir nicht gefiel: Alle Figuren bis auf Tom Schilling sind extrem blass gezeichnet. Soll heißen: Da hätt‘ der Frauen-Magnet Elyas M’barek nicht vor der Kamera stehen müssen. Aber ihn gab’s wohl, wie gesagt, für die Frauen. Der Grund hierfür kann natürlich darin liegen, dass die Story im Rahmen einer Nacherzählung durch Benjamin (Tom Schilling) stattfindet. Also dann doch irgendwie verkraftbar.

    Sehr gelungen war der progressive Elektro-Soundtrack, der mitunter von Boys Noize gemacht wurde. Die Schnell-Szenen-Wechsel, die es wie im Trailer auch teilweise zu sehen gibt, sind dadurch sehr eindrucksvoll gestaltet. Apropos Gestaltung: Das Darkweb im Form einer U-Bahn darzustellen ist eigentlich genau perfekt gewesen! Und hier gibt’s kein „Aber“. Die Idee ist einfach kräftig und stellt für den Zuschauer den „Sachverhalt“ genial dar.

    Abzüge in der B-Note gibt’s nun aber nur deswegen, weil eben stellenweise pseudowissenschaftlich rangegangen wurde und einiges stark konstruiert wirkte. Entweder ist der BND im Film einfach unfähig – okay, war er in neuester Zeit ja auch tatsächlich – oder man wollte den Film nicht unterbrechen, da die Ermittlungen mit genug Mühe doch sehr einfach gewesen wären, um die Bande zu schnappen…

    Jetzt mag sich der geneigte News-Zuschauer fragen, wie es beim Film zum Thema Politik steht. Ich glaube zumindest nicht, dass der Film versucht in irgendeiner Weise stark zu polarisieren und/oder zu kritisieren, aber ich kann es dem Film nicht vorwerfen, falls er dies, wie ich denke, nicht tut. Dadurch wird weniger Moralkeule geschwungen, was zumindest bei mir die Unterhaltung steigert.

    Und in genau dieser Hinsicht funktioniert Who Am I – Kein System ist sicher erstaunlich gut! Gute Spannung, ein guter Hauptdarsteller und eine Prise Humor dazu!

    8/10 (80%)

  • Der Film macht schnell klar, dass es hier nicht um harmlose Nacktbilder geht, dass er mehr bieten will als abgedunkelte Räume, endlose Zahlenkolonnen und fahle Gesichter neben leeren Pizzakartons. In der Anfangsszene stolpert Benjamin (Tom Schilling) durch einen Hotelflur, das Gesicht zerschunden, öffnet die Tür zu einem Zimmer und findet darin ein Blutbad vor, samt dreier Leichen. Dazu ist seine Stimme aus dem Off zu hören: „Wenn ich gewusst hätte, wie alles endet, wäre ich unsichtbar geblieben.“

    So klingt das Fazit von Benjamins Geschichte als weltweit gesuchter Hacker, wie er sie im Verhörraum der Ermittlerin Hanne Lindberg (Trine Dyrholm) erzählt. Am Anfang dieser Geschichte ist der Mittzwanziger ein Niemand, „eine Null unter Einsen“. Unscheinbar, ängstlich, einer zum Übersehen, der bei Oma wohnt, Pizzen austrägt und aus Comics Superman zitiert. Er selbst ist nur am Rechner ein Held, im Beherrschen der Maschinensprache.

    Im Stillen schwärmt Benjamin für Marie (Hannah Herzsprung), die ihn allerdings schon zu Schulzeiten nicht bemerkte und als Jurastudentin damit weitermacht. Um ihre Beachtung zu finden, müssen die Fragen ihrer Bachelor-Prüfung her. Benjamin bricht in die Uni ein, hackt den Server, wird erwischt. Während der anschließenden Sozialstunden trifft er Max (Elyas M’Barek), das komplette Gegenteil seiner selbst: smart, souverän, Gewinnertyp. Zusammen mit zwei weiteren Hackern gründen sie die Gruppe CLAY („Clowns Laughing At You“) und agieren fortan als Spaß-Guerilla: Sie sabotieren ein Neonazi-Treffen, lassen an der nächtlichen Fassade eines Pharmakonzerns die Worte „We Kill Animals“ aufleuchten und hacken eine Radioverlosung, um mit dem gewonnenen Porsche durch die Berliner Nacht zu brettern.

    Regisseur Baran bo Odar (Das letzte Schweigen) hat zu seinem zweiten Langfilm auch das Drehbuch verfasst, gemeinsam mit Jantje Friese. Ihre Geschichte zerrt die Internetkriminalität heraus aus der stickigen, filmisch reizlosen Einsamkeit der Hacker-Höhle. Die Zauberformel lautet hier Social Engineering, es meint die soziale Beeinflussung von Menschen, mit dem Ziel, an ihre Daten zu gelangen. Phishing, Trojaner und IP-Transmitter kommen in Who Am I zum Einsatz. Der Plot bleibt dabei stets nachvollziehbar, selbst ohne tiefe Informatik-Kenntnisse.

    Im Netz nimmt man die Gruppe nicht ernst. Und als erst einmal der Hacker-Stolz geweckt ist, bleiben die Aktionen von CLAY nicht länger lustig. Die Ziele werden größer, die Gegner auch: BND, Europol, die russische Cyber-Mafia. Irgendwann flieht Benjamin durch dunkle U-Bahn-Schächte vor bewaffneten Killern.

    Die Stärken von Who Am I liegen in seiner Story, nicht in den Figuren. So manches Hacker-Klischee findet sich in ihnen, Benjamin etwa ist ein Ritalin schluckender Außenseiter mit schwerer Kindheit. Auch seine Mitstreiter sind mit zu schnellem Strich gezeichnet: neben dem charmanten Schönling Max noch ein tätowierter Draufgänger (Wotan Wilke Möhring) und ein paranoider Schrat („Tech-Nick“ Antoine Monot, Jr.). Gemeinsam bilden sie ein Quartett der allzu eindeutigen Typen. Man hätte sich ambivalentere, nicht ganz so leicht zu durchschauende Figuren gewünscht.

    Nebenbei wollen die Filmemacher die gewichtigen Themen Identität und Sicherheit behandeln, doch mehr als einige gedrechselte Sätze kommen dabei aber kaum heraus. In ihrem gewollten Tiefsinn klingen die dann wie überflüssige Kommentare des Geschehens: „Die größte Sicherheitslücke ist der Mensch“, wird da semiphilosophisch gesäuselt, oder auch: „Jeder sieht nur das, was er sehen will.“ Ach was.

    Dabei braucht es solche gut gemeinten Überhöhungen nicht, wenn sich der Film auf seinen durchweg spannenden Plot besinnt, mitsamt seiner späten Wendungen, und auf seine starke Filmsprache. Berlin wird in kühlen, entsättigten Bildern zu einem würdig düsteren Schauplatz, der harte Score aus Elektronik und Rock zum passenden Sound.

    Auf der Bildebene gelingt den Autoren ein Kunstgriff, durch den sie die oft ermüdend lang abgefilmten Bildschirmdialoge anderer Cyber-Thriller vermeiden. Als Metapher für Internetforen, diese unwirklichen Räume, zeigen sie einen U-Bahn-Wagen, in dessen Innerem sich die Avatare der Chat-Partner leibhaftig begegnen, wenn auch unkenntlich hinter Maske und Kapuzenpulli. Mit verzerrten Stimmen sprechen sie ihre Nachrichten. Wird hier ein Trojaner enttarnt, zerspringt ein Holzpferd auf dem harten Boden des Waggons.

    Die eigentlich nur virtuellen Gespräche gewinnen so an Präsenz und Bedrohlichkeit, sie machen das Misstrauen im digitalen Untergrund greifbar und zeigen, mit welchen Mitteln sich die Hacker auch untereinander bekämpfen. Nicht zuletzt hierdurch wird klar: Bei Cyber-Kriminalität geht es um mehr als Schmuddelbildchen.

  • Benjamin ist schüchtern, ein Außenseiter, ein Niemand. Das ändert sich, als er den charismatischen Max kennenlernt. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein, aber sie verbindet ihre Leidenschaft fürs Hacken. Benjamin wird in die eingeschworene Gemeinschaft von Max‘ Freunden Stephan und Paul aufgenommen, zusammen gründen sie die Hackergruppe CLAY (clowns laughing@you). CLAY provoziert mit Spaßaktionen, trifft den Nerv ihrer Generation. Zum ersten Mal in seinem Leben ist Benjamin ein Teil von etwas, sein Selbstbewusstsein wächst, sogar die attraktive Marie wird auf ihn aufmerksam. Doch nicht nur sie: Die Gruppe gerät ins Fahndungsraster von BKA und Europol. Gejagt von der Europol-Agentin Hanne Lindberg ist Benjamin kein Niemand mehr, sondern plötzlich einer der meistgesuchten Hacker der Welt. Die Hauptrollen in dem erstklassig besetzten Thriller spielen neben Tom Schilling („Oh Boy“) und Elyas M’Barek („Fack Ju Göhte“) Wotan Wilke Möhring, Hannah Herzsprung, Antoine Monot, Jr. und Trine Dyrholm. Baran bo Odar, einer der angesagtesten Regie-Newcomer, bringt einen subversiven Thriller um die Frage der eigenen Identität, wie er aktueller und spannender nicht sein könnte. Mit der Musik von Boys Noize und Royal Blood. Hot stuff!

    Fazit: Hochspannung pur im coolsten Film des Jahres mit den angesagtesten deutschen Stars.

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