Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit (2013) – [UNCUT]

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Memphis, 1993: Drei Kinder verabreden sich zum Spielen im Wald, doch sie kehren nie zurück. Die Jungs werden, brutal ermordet, in einem Waldstück aufgefunden. Pam Hobbs (Reese Witherspoon) ist die Mutter eines der Kinder und wohnt in einer extrem religiösen Gemeinde in der Nähe des Tatorts. Die Frau zerbricht beinahe an den emotionalen Qualen, bis sie sich schließlich besinnt und nach Gerechtigkeit verlangt. Als sie drei ältere Jungen aus der Gemeinde verdächtigt, die Tat begangen zu haben, distanziert sich auch die Gemeinde mehr und mehr von der Frau, die ihre Behauptungen und Beschuldigungen im Affekt aufstellt.

 

KINOWELT

Nackte Realität oder perverser Albtraum? Joseph kann es nicht mehr auseinander halten. Während der Ermittlungen in einem Mordfall wird der Cop plötzlich von schrecklichen Visionen gequält. Es ist, als ob sich in naher Zukunft weitere bestialische Morde ereignen würden und er selbst irgendwie darin verwickelt sei. So setzt Joseph alles daran, dem Mörder schnellstens auf die Spur zu kommen. Ein erster Fingerzeig scheint dieser eigenartige, metallische Würfel zu sein, den er am Tatort findet. Doch die Visionen lassen ihn jetzt nicht mehr los. Sie verzerren seinen klaren Blick. Joseph erlebt, wie ein anderes „Ich“ offenbar mehr und mehr die Oberhand gewinnt und ihn zu sadistischen Handlungen treibt. Auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg durchlebt Joseph die Hölle…

 

FILMSTARTS

Memphis, 1993: Drei Kinder verabreden sich zum Spielen im Wald, doch sie kehren nie zurück. Die Jungs werden, brutal ermordet, in einem Waldstück aufgefunden. Pam Hobbs (Reese Witherspoon) ist die Mutter eines der Kinder und wohnt in einer extrem religiösen Gemeinde in der Nähe des Tatorts. Die Frau zerbricht beinahe an den emotionalen Qualen, bis sie sich schließlich besinnt und nach Gerechtigkeit verlangt. Als sie drei ältere Jungen aus der Gemeinde verdächtigt, die Tat begangen zu haben, distanziert sich auch die Gemeinde mehr und mehr von der Frau, die ihre Behauptungen und Beschuldigungen im Affekt aufstellt. Die Skepsis wird von dem Privatdetektiv Ron Lax (Colin Firth) geteilt, der tiefergehende Nachforschungen anstellt, um den Täter zu schnappen. (Basiert auf einer wahren Geschichte.)

 

-SPOILERWARNUNG- WIKIPEDIA

Devil’s Knot (deutsch Des Teufels Schlinge) ist eine US-amerikanische Filmbiografie von Atom Egoyan aus dem Jahr 2013 mit Mireille Enos, Reese Witherspoon und Stephen Moyer in den Hauptrollen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Mara Leveritt, der den Fall der West Memphis Three beschreibt.


Handlung:

Drei kleine Kinder werden bestialisch ermordet. Dies löst einen kontrovers diskutierten Prozess mit drei angeklagten Teenagern aus, die die Kinder als Teil eines teuflischen Rituals getötet haben sollen.


Hintergrund:

An der Realisierung des Films war die Filmproduktionsgesellschaft Worldview Entertainment beteiligt.

Devil’s Knot wurde an drei Standorten in Georgia, USA, gedreht, und zwar in Morrow, Cartersville und Atlanta. Das Filmbudget betrug schätzungsweise 15 Millionen US-Dollar.

Der Film Devil’s Knot wurde am 8. September 2013 auf dem Toronto International Film Festival in Kanada gezeigt. In Deutschland fand am 3. Oktober 2013 eine Aufführung auf dem Filmfest Hamburg statt. Der Kinostart in den USA ist noch nicht genau festgelegt, wird wohl aber im Jahr 2014 sein. In Deutschland wird der Film am 5. Juni 2014 in die Kinos kommen.


Rezeption:

Der Film Devil’s Knot wurde überwiegend negativ bewertet. Auf der Website Rotten Tomatoes erreichte der Film bei 36 Prozent der Rezensenten eine positive Bewertung.

 


 

6 Kommentare

  • Ebenso ruhiger und unaufgeregter, wie emotional aufwühlender Film – Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit offenbart ein weiteres unrühmliches Kapitel der jüngeren amerikanischen Gerichts- und Ermittlungsarbeit. Wenngleich ein mittlerweile von Haupttäter Damien Echols veröffentlichtes Buch zumindest eine Art von Mitgefühl mit den Hinterbliebenen der Opfer vermissen lässt und ein psychologisches Gutachten, das während seiner Haftzeit angefertigt wurde, ihm paranoide Wahnvorstellungen attestiert…

  • Fade Aufarbeitung eines Justizskandals

    Es gibt Filmemacher, mit denen man seit langem beinahe „freundschaftlich“ verbunden ist – ganz einfach deshalb, weil sie einem als junger Cineast in einer prägenden Phase des Lebens und der cineastischen Geschmacksbildung ein besonderes Leinwanderlebnis beschert haben.

    In meiner eigenen filmischen Sozialisation gehört Atom Egoyan zu diesen Wegbegleitern. Seine frühen Filme The Adjuster (1991), Calendar (1993), Exotica (1994) und teilweise auch noch The Sweet Hereafter (1997) faszinierten durch eine kunstvoll verwobene Erzählweise von manchmal beinahe überirdisch getragener Eleganz. Im weiteren Verlauf aber stellten sich alsbald erste Irritationen ein, weil alle folgenden Filme entweder seltsam ungelenk wirkten (wie etwa Ararat) oder den frühen Filmen so sehr ähnelten, dass man nicht wusste, ob hier ein Filmemacher seine „Handschrift“ gefunden hatte oder einfach nur äußerst unflexibel und ideenlos im Umgang mit seinen formalen wie erzählerischen Mitteln war. Ein Eindruck, der sich durch die beiden letzten Filme Egoyans leider zunehmend verfestigt – beide schaffen es übrigens bezeichnenderweise in Deutschland nicht mehr auf die große Leinwand, sondern werden nur als DVD veröffentlicht. In früheren Jahren wäre das undenkbar gewesen, zugleich aber scheint dies ein weiterer Beweis dafür zu sein, dass Egoyan als Regisseur erheblich an Relevanz verloren hat.

    Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit, der seine Weltpremiere 2013 beim Toronto International Film Festival feierte, basiert auf der Geschichte der „West Memphis Three“. Nach dem bestialischen Mord an drei achtjährigen Jungen geraten drei jugendliche Außenseiter ins Visier der Justiz und werden schließlich verurteilt, obwohl es erhebliche Zweifel an deren Schuld gibt. Sie sollen die Kinder als Teil eines satanistischen Rituals getötet haben. Während zwei der Beschuldigten zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt werden, wird der vermeintliche Anführer zum Tode verurteilt. Einzig der Privatdetektiv Ron Lax (Colin Firth) und Pam (Reese Witherspoon), die Mutter eines der Opfer, hegen Zweifel, ob hier wirklich die richtigen Täter gefasst wurden.

    Man kennt Atom Egoyans Erzählweise bereits aus seinen anderen Filmen und auch hier folgt er wieder seinen Prinzipien des verschachtelten, mitunter sprunghaften, nicht chronologischen und multiperspektivischen Erzählens und mischt verschiedene Aspekte und Blickwinkel auf die Geschichte zusammen. Allerdings wirken die Einzelbestandteile im Endergebnis recht unverbunden und leblos und wollen sich nicht so recht zu einem gelungenen Ganzen zusammenfügen: Die Mixtur aus Gerichtsdrama, Krimi und Tragödie erinnert so sehr an Egoyans andere Filme, bei denen es ebenfalls oft um Verbrechen oder Todesfälle von Kindern, deren Auswirkungen auf die Eltern und das soziale Umfeld und die Frage nach der Verantwortung und Schuld geht, dass die realen Grundlagen des Falls, seine konkrete Verankerung in der Zeit- und Rechtsgeschichte sichtlich in den Hintergrund treten. Auch die durchaus prominente Besetzung mit Colin Firth und Reese Witherspoon agiert deutlich unter ihren Möglichkeiten und lässt die ganzen behaupteten Gefühle zu beinahe keinem Zeitpunkt glaubwürdig und nachvollziehbar erscheinen.

    So wird Devil’s Knot zu einem Lehrstück über die Notwendigkeit, die filmischen und erzählerischen Mittel (oder wenn man so will die eigenen Eitelkeiten) bisweilen dem Stoff und dessen (hier nicht klar erkennbarer) Intention anzupassen. Am Ende steht die Erkenntnis, dass Atom Egoyan trotz der Anlehnung an den realen Fall der „West Memphis Three“ im Grunde wieder einen für ihn typischen Film gemacht hat, den man nahezu mit geschlossenen Augen wiedererkennen würde. Zugleich aber bleibt Devil’s Knot blind für eigene Fehler und dramaturgische wie ästhetische Holprigkeiten, die die Aussage des Filmes bis zur Unkenntlichkeit verwässern. Weder überzeugt Devil’s Knot als Crime-Mystery noch als Gerichtsdrama noch als Film über die psychischen Folgen eines schrecklichen Verbrechens oder gar als filmisches Pamphlet gegen Vorurteile und Vorverurteilungen.

    Man kann es aber auch drastischer ausdrücken: Als Regisseur bewegt sich Egoyan immer noch auf den gleichen, mittlerweile aber reichlich ausgetretenen Pfaden, die er seit rund 25 Jahren filmisch durchschreitet – er tritt auf der Stelle und hat sich keinen Deut weiterentwickelt, während die Welt des Kinos um ihn herum eine andere geworden ist. Das ist beinahe schon ein wenig tragisch – und ehrlich gesagt auch recht langweilig. Auch sein neuester Film Captives hinterließ einen ganz ähnlichen negativen Eindruck und so bleibt am Ende der Eindruck bestehen, dass Egoyan die Erwartungen nicht erfüllt hat, die er in den 1990er Jahren als eines der großen Regietalente weckte. Vielleicht muss man im Lichte seiner späteren Entwicklung seine früheren Filme noch einmal einer Sichtung und eventuell einer Neubeurteilung unterziehen. Jedenfalls ist der Weg, den Egoyan in den letzten Jahren eingeschlagen hat, kein guter…

  • In Devil’s Knot dürfen wir noch einmal an dem bekannten Fall um drei ermordete Kinder teilhaben. Neue Informationen bietet der Film kaum, denn bis heute ist die Tat nicht aufgeklärt. Das macht das engagierte Krimidrama etwas unbefriedigend, zumal es zum Ende zu überhastet ist. Neulinge finden hier jedoch einen passenden Einstieg ins Thema.

  • „Unerklärliche Gräueltaten sind schwer zu ertragen. Viel leichter wird es, wenn man einen Kausalzusammenhang konstruiert. Egoshooter eignen sich beispielsweise großartig als Erklärung für jugendliche Amokläufer. Auch Heavy Metal Musik ist in diesem Kontext sehr beliebt. In „The Devil’s Knot“ ist sie eines der vermeintlich eindeutigen Indizien für den Satanismus dreier junger Männer, denen der Mord an drei Kindern vorgeworfen wird.

    Auf einer wahren Begebenheit beruhend erzählt „The Devil’s Knot“ die Geschichte der „West Memphis Three“ Damien Echols (James Hamrick), Jessie Misskelley (Kristopher Higgins) und Jason Baldwin (Seth Meriwether) aus den Augen des Privatermittlers Ron Lax (Colin Firth), der die Verteidigung der angeklagten Jugendlichen unterstützt. Doch die Stimmung am ländlichen Schauplatz in Arkansas, wie auch die Polizeilichen Ermittlungen und gar der Prozess ähneln einer Hexenjagd. Das Bedürfnis, die unfassbar brutale Tat dem Teufel bzw. seinen Anhängern zuzuschreiben, ist so groß, dass dafür bereitwillige über gegenteilige Indizien und Aussagen hinweggesehen wird. In seinem Versuch, die Wahrheit ans Licht zu bringen, kämpft Ron Lax gegen Windmühlen. Derweil droht den drei Angeklagten lebenslängliche Haft oder die Todesstrafe.

    Regisseur Atom Egoyan interessiert sich deutlich mehr für den Fall der „West Memphis Three“ als für die Charaktere. „The Devil’s Knot“ beginnt als Melodram, das die Mutter eines der Opfer (Reese Witherspoon als Pam Hobbs) in den Fokus stellt. Doch mit der Mordtat verwandelt sich „The Devil’s Knot“ in ein klassisches Gerichtsdrama. Viel zu schnell führt Egoyan die zahlreichen Charaktere ein, die für den anschließenden Prozess von Bedeutung sind. Trotz der erklärenden Untertitel, die recht beliebig zum Einsatz kommen, gestaltet sich die Fülle an neuen Figuren zunächst verwirrend, zumal Egoyan und die Drehbuchautoren Paul Harris Boardman und Scott Derickson all diese Personen nur sehr oberflächlich beleuchten. Im gesamten Ensemble gibt es nur zwei Figuren, deren Charakterisierung unser Interesse wecken könnte: Neben Hauptfigur Ron Lax ist das vor allem Pam Hobbs, deren Gewissenskonflikt, der Wunsch nach Vergeltung gegenüber dem offensichtlichen Versagen der Justiz, leider nur kurz gestreift wird. An dieser Stelle verschenkt „The Devil’s Knot“ einen interessanten Plot, der dem Gesamtkonzept mehr Substanz hätte verleihen können.

    Denn „The Devil’s Knot“ bleibt sehr oberflächlich. Statt dem Zuschauer einzelne Figuren nahe zu bringen und durch deren Erleben Emotionen zu transportieren, drückt Atom Egoyan mit sentimentaler Musik und rührenden Flashbacks auf die Tränendrüse. Damit kann er vielleicht den einen oder anderen Zuschauer emotional erreichen, jedoch wenig Interesse für seine Charaktere wecken. „The Devil’s Knot“ ist die Geschichte des Gerichtsprozesses und nicht die der betroffenen Menschen und kann damit nur bedingt die Aufmerksamkeit des Kinopublikums aufrechterhalten. Alleinig die voyeuristische Neugierde, zu erfahren, was wirklich zur Tatzeit geschehen ist, bindet den Zuschauer an die Handlung. Doch seine Erwartungen werden frustriert.

    „The Devil’s Knot“ erzählt etwas über die Bedeutung von Religion im ländlichen Amerika, über das Scheitern der Justiz, über Vorurteile und den Verlust von Menschlichkeit. Vor allem aber über die Relativität der Wahrheit, die Maßnahmen wie die Todesstrafe untragbar macht. Doch all diese interessanten Ansätze gehen bedauerlicher Weise in einem sentimentalen und schlecht erzählten Gerichtsdrama unter. Schade.“

  • Das Drama als Täuschungsmanöver: Atom Egoyan und die unmögliche Suche nach Wahrheit.

    Die wahre Geschichte des Justizskandals um die sogenannten West Memphis Three zu verfilmen, nachdem sich bereits mehrere Dokumentarfilme dem ohnehin schon dramatischen Stoff angenommen haben, das erscheint für einen stets nach eher metaphysischen Herausforderungen suchenden Filmemacher wie Atom Egoyan doch zunächst ungewöhnlich. Andererseits lässt der grausame Mord an drei Kindern und seine Wirkung auf die soziale Struktur einer Kleinstadt schnell an Egoyans Erfolg Das süße Jenseits (The Sweet Hereafter, 1997) denken, in dem es ebenfalls um tote Kinder und trauernde Erwachsene ging. War das zentrale Ereignis dort jedoch ein Unfall, geht es hier um ein Verbrechen, und so verlagert sich Devil’s Knot auch zunehmend von den elterlichen Wohnzimmern in den Gerichtssaal, nähert sich dem Kern der unglaublichen Begebenheit: Drei unschuldige Teenager wurden zu Haftstrafen und in einem Fall zum Tode verurteilt, wobei ihre Faszination für dunkle Musik und Kleidung einigen Ermittlern als ausreichender Schuldbeweis erschien, um alternativen Spuren gar nicht erst nachzugehen. Erst seit 2011 sind die Beschuldigten nach 18 Jahren in Haft wieder auf freiem Fuß, allerdings wurden sie offiziell niemals freigesprochen.

    Es geht also um Wahrheit und Skepsis, und auch Egoyans Werk ist geprägt von einer tiefen Skepsis gegenüber objektiven Wahrheiten, schon die für seine Filme typische Bildsprache legt Zeugnis davon ab. Selten bleibt die Kamera von Paul Sarossy stehen, sie gleitet über die Körper und Flächen, tastet die Figuren eher ab, als sie zu beurteilen, dekonstruiert das scheinbar Evidente. Doch waren die Handlungen von Egoyans anderen Filmen noch ausgedacht, erschwert die Dramatisierung eines realen Falls diesen Ansatz doch merklich, können wir die unglaubliche Geschichte der West Memphis Three tatsächlich kaum ausblenden.

    Dieses Mitdenken der wahren Begebenheit ist Segen und Fluch zugleich. Zunächst ist Devil’s Knot auf den Realitätsbezug angewiesen, weil er als bloßer Spielfilm kaum funktioniert: Zu klischeebeladen ist die Südstaaten-Gemeinde porträtiert, zu einfach die dramatische Ausstaffierung, zu flach gezeichnet die wichtigsten Charaktere. Nun war Egoyan nie ein Regisseur komplexer Figuren und einer realistischen Erzählweise, ebenso wenig ein begnadeter Drehbuchautor. In den besten seiner Filme, die oft auf Romanvorlagen beruhen, ergaben sich die Tiefenwirkungen immer aus der Gesamtkonstellation, aus der behutsamen Konstruktion eines vielschichtigen Raumes, in denen die Personen mehr Zeichen denn Figuren waren, nicht von ihren Traumata zu trennen, in denen Abwesenheiten so viel aussagten wie das Sichtbare, Antworten nur neue Fragen aufwarfen.

    Der Grat, auf dem Egoyan sich schon in diesen Filmen bewegte, war dabei stets schmal, Tiefgründigkeit und Banalität lagen manchmal eng beieinander. Dazu trugen die oft allzu deutlichen Dialoge ebenso bei wie die wenig zurückhaltende Filmmusik von Stammkomponist Mychael Danna. In Devil’s Knot schwingt das Pendel bedrohlich in Richtung überdeutliches Melodram und scheint dort festgehalten zu werden, im trauernden Gesicht Reese Witherspoons, in den allzu bekannten Gerichtsverhandlungen, in den ästhetisierten Erinnerungen an die ermordeten Kinder.

    Doch bei dieser Diagnose stehenzubleiben, würde einem selbst in seinem Scheitern noch äußerst interessanten Regisseur nicht gerecht. Denn auch hier bleibt Egoyan zwei Grundmotiven treu: der nicht rückgängig zu machenden Vergangenheit und dem nicht zugänglichen Ereignis. Und Letzteres bestimmt schließlich die Bewegung, die Devil’s Knot im zweiten Teil vollführt, in dem auch die ungewohnt linear-chronologische Erzählweise der Anfangssequenzen aufgebrochen wird, die Widersprüche des Gerichtsfalls nun auch filmisch betont werden, sich zumindest in Ansätzen die Desorientierung einstellt, die wir gewohnt sind. Denn so konventionell die Gerichtsverhandlung auch gezeigt wird, sie verläuft nicht in Richtung Wahrheit. Mindestens drei alternative Schuldige können zwischendurch ausgemacht werden, keine Möglichkeit erscheint viel (un)wahrscheinlicher als die andere, alle werden im Film nicht zu Ende gedacht. Was Egoyan in erster Line problematisiert, sind nicht die Fehler von Polizei und Justiz – selbst wenn diese unmissverständlich angeklagt werden –, sondern das Bedürfnis nach Erklärung und Einordnung, nach der Ruhe der eindeutigen Antworten. Das Ereignis selbst – ob das Busunglück in Das süße Jenseits, der Mord in Wahre Lügen (Where the Truth Lies, 2005), der Seitensprung in Chloe (2009), sogar der Genozid an den Armeniern in Ararat (2002) – ist stets nur vermittelt zugänglich, auch in Devil’s Knot nicht zuletzt durch die massenmediale Aufbereitung des Mordfalls, an der einige trauernde Eltern mit Freude teilhaben.

    Egoyans Held ist denn auch nicht der klassische Aufdecker, sondern ein überzeugter Zweifler. Privatdetektiv Ron Lax (Colin Firth) gerät an den Fall nicht, weil er uneingeschränkt an die Unschuld der Teenager glaubt, sondern weil er ihre Bestrafung verhindern will. Er weiß nicht die Wahrheit, er bezweifelt nur eine Wahrheit. Und mehr noch als Plädoyer gegen Todesstrafe und US-Justizsystem ist Devil’s Knot Plädoyer für diese Art von Skepsis. So enttäuschend der Film als Dramatisierung einer wahren Begebenheit also ist, so konsequent ist er in dem, was er versucht. Dass dieser Versuch scheitert, scheitern muss, liegt am spannungsreichen Verhältnis zur Authentizität des Materials. Egoyan dekonstruiert so wild, legt so viele neue Spuren, spielt gar mit dem Gedanken einer willentlichen Verschwörung, dass wir immer wieder auf die wahre Begebenheit zurückgeworfen werden, den Film abgleichen wollen mit der Realität, gar nicht anders können, als genau die Frage zu stellen, deren vorschnelle Beantwortung fast zum Tod eines 18-Jährigen geführt hätte. Mit der Konstruktion eines klassischen Whodunit und der Verweigerung seiner Auflösung zwingt uns Egoyan die Suche nach Wahrheit auf, die er selbst problematisiert. Was aber, wenn es genau darum ging?

  • „Devil’s Knot“ ist kein spannender Film, er nimmt eine reale Geschichte und erzählt sie auf pseudo-dokumentarische Art und Weise. Sicherlich hätte man das auch als Thriller umsetzen können, aber Atom Egoyan lag daran, eine authentische Geschichte zu erzählen, die die Details vorstellt und dem Zuschauer die Entscheidung überlässt, was er glauben will.

    So ist der Film zwar durchaus interessant, aber einem Aspekt, der in diesem Fall auch sehr zum Tragen kam, wird hier relativ wenig Platz eingeräumt: Die Gottesfürchtigkeit der Bevölkerung, die in allem und überall den Satan erkennen will. Hier wird ein Fundamentalismus zelebriert, der erschreckend ist, aber genau das wird in „Devil’s Knot“ nur en passant angesprochen.

    Wer sich für den Fall interessiert, bekommt hier eine kompakte, gut gespielte, interessant ausgearbeitete Präsentation geboten, die aber sicherlich nicht reizvoll genug ist, um dafür extra ins Kino zu pilgern. „Devil’s Knot“ ist die Art Film, die im Fernsehen deutlich besser aufbewahrt ist, schon alleine, weil der dokumentarische Ansatz dort auch besser zur Geltung kommt.

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