Jack und das Kuckucksuhrherz (2013)
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Edinburgh in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Am wohl kältesten aller Tage kommt Jack dank der Hebamme Madeleine zur Welt. Durch die bittere Kälte ist auch Jacks Herz gefroren und Madeleine setzt dem Neugeborenen eine Uhr ein. Damit diese nicht kaputt geht, muss Jack drei Regeln befolgen: 1. Er darf niemals die Zeiger seiner Uhr berühren. 2. Er darf nie wütend werden. 3. Er darf sich nie verlieben. Doch als Jack als Junge das Mädchen Acacia auf dem Marktplatz sieht, ist die dritte regel auf einen Schlag bedeutungslos… |
OFDB |
Edinburgh in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Am wohl kältesten aller Tage kommt Jack dank der Hebamme Madeleine zur Welt. Durch die bittere Kälte ist auch Jacks Herz gefroren und Madeleine setzt dem Neugeborenen eine Uhr ein. Damit diese nicht kaputt geht, muss Jack drei Regeln befolgen: 1. Er darf niemals die Zeiger seiner Uhr berühren. 2. Er darf nie wütend werden. 3. Er darf sich nie verlieben. Doch als Jack als Junge das Mädchen Acacia auf dem Marktplatz sieht, ist die dritte regel auf einen Schlag bedeutungslos…
FILMSTARTS |
Als der kleine Jack (Stimme: Mathias Malzieu) eines kalten Tages in Schottland zur Welt kam, da war er etwas ganz Besonderes: Er hatte ein gefrorenes Herz. Damit der Junge überleben konnte, ersann die Hebamme Madeleine (Stimme: Marie Vincent) einen gerissenen Plan. Sie ersetzte sein Eisbrockenherz durch ein mechanisches Uhrwerk, das fortan Antrieb des Lebens für den kleinen Jack sein sollte, ratternd und klackernd. Doch drei Königsregeln galt es zu beachten, oder Jacks Kuckucksuhrenherz würde irgendwann den Geist aufgeben: Erstens darf er niemals am Zeiger drehen, zweitens darf er niemals allzu sehr in Wut geraten und drittens darf er sich niemals verlieben. Und so kam es, wie es kommen musste, als Jack Jahre später die talentierte Sängerin Acacia (Stimme: Olivia Ruiz) trifft, Schmetterlinge im Bauch bekommt und damit sein Leben in Gefahr bringt…
[…] Der große Bogen der Geschichte ist nicht überzeugend. […] „Da aber die Einzelteile so phantasievoll sind, die Figuren originell, die visuellen Details reichhaltig und auch die Musik überzeugt, lässt sich diese erzählerische Schwäche verschmerzen.“
„Der Film hat ein großes Manko, dass so manche Schönheit zu Nichte macht. Er wirkt nämlich nicht wie für die Zuschauer gemacht, sondern eher als ob Malzieu den Film für sich selbst erschaffen hat“, […] „Vor dem Hintergrund, wie viel Potential in JACK UND DAS KUCKUCKSUHRHERZ steckt, ist das fast schon als ebenso tragisch wie ein explodierendes Kuckucksuhrherz anzusehen.“
[…] „ein phantasievolles und surreales Kinomärchen“ […] und außerdem „eine Liebeserklärung an die Zeit, in der die Bilder laufen lernten. Freunde Tim Burton’scher Bildsprache dürften ihre helle Freude an der düsteren, skurril-romantischen Tragikomödie mit Musical und Rock-Oper-Elementen haben.“
Die Handlung ist teilweise sehr episodisch erzählt. „Die überbordende Phantasie, das visuelle Feuerwerk und die überzeugende Musik machen dieses episodische Erzählen jedoch wieder wett.“
[…]“romantische Liebeserklärung an alle Freaks und Außenseiter“ […] „mal poppig und spanisch, dann grandios kitschig im Liebestraum mit zahlreichen kleinen Feen, die an Baz Luhrmans Tinkerbell aus MOULIN ROUGE erinnern. Witzig und rhythmisch in den Liedchen, fantastisch unkonventionell in der rührenden Geschichte und vor allem sensationell in der Zeichnung.“[…]
Michael Meyns erlebte eine düstere Geschichte, dessen Figuren deutlich von Tim Burton beeinflusst wurden. Trotz seiner „teilweise wundervollen Einzelteile“ ist JACK UND DAS KUCKUCKSUHRHERZ jedoch „ein allzu überbordender Animationsfilm geworden.“
Tim Burton lässt grüßen: Die Vorbilder von Jack und das Kuckucksuhrherz sind nicht schwer zu erkennen. Die allgegenwärtige Musik ist etwas einfallslos, die Geschichte sehr simpel. Doch aufgrund der vielen kuriosen Figuren, der surrealen Stimmung und des fantastischen Art Designs ist der überraschend traurige Animationsfilm auch für ältere Zuschauer ein ungewöhnliches Vergnügen.
„Es ist immer erfrischend, einen Animationsfilm zu sehen, dessen Ästhetik sich vom vorherrschenden Pixar-/Dreamworks-Standard unterscheidet. Und egal, was man sonst von „Jack und das Kuckucksuhrherz“ hält, die hier gezeigten Bilder sind wirklich neu, schön, aufregend und voller wundersamer Überraschungen. Vielleicht standen Tim Burton und Henry Selnick ein bisschen Pate, Jugendstil, Steampunk und Expressionismus sind ebenfalls zu erkennen, und wenn in einer Szene die Wagen eines Zuges sich wie ein Akkordeon verhalten, darf auch der Surrealismus zu den Einflüssen gezählt werden. Zuallererst aber ist der Film eine wirklich wunderschön anzusehende Augenweide, die jeden Freund animierter Bewegung mit optischer „all inclusive“-Pracht verwöhnt. Wo sonst generische Hintergründe oder das Streben nach Realitätsnähe dominieren, wird hier ein detailverliebtes, fantasievolles Füllhorn ausgeschüttet.
Die hierfür verantwortliche Künstlerin heißt Nicoletta Ceccoli, eine Italierin, deren Bilder sofort an Märchen und Kinderreime erinnern. Sie erschafft eine fragile, magische Welt, die so zart und unschuldig erscheint, dass man gar nicht glauben möchte, dass hinter den Figuren dunkle Abgründe lauern. Besonders deutlich wird das bei den Gesichtern, die aussehen wie Prozellanpuppen und nichts von den sonst üblichen roten Pausbäckchen haben. Die Charaktere in „Jack und das Kuckucksuhrherz“ sind schwach, unsicher, gehemmt und immerzu auf der Suche. Nach außen hin ein Porzellangesicht, und nach innen hin ein mechanisches Herz, das Kälte und Tragik aussendet. Wer bei diesem Film große Gefühle sucht, muss erstmal die glatten Oberflächen überwinden. Der titelgebende Jack darf sich niemals verlieben und Acacia, eine andalusische Straßensängerin, in die sich Jack natürlich verliebt, ist extrem kurzsichtig. Physische Handicaps erzeugen emotionale Handicaps.
Der Grund, warum sich Jack niemals verlieben kann, liegt in dem ebenfalls titelgebenden Kuckucksuhrherz, das ihm für sein an einem besonders kalten Tag erfrorenes Herz eingesetzt wird. Fortan bewegt sich der Junge ratternd und klackernd durch die Welt, wobei dieses medizinische Wunder aber drei goldende Regeln nach sich zieht: Man darf niemals an dem Zeiger der Uhr drehen, Jack darf niemals zu sehr in Wut geraten und -jawohl- das mit den Schmetterlingen im Bauch ist ebenfalls ausgeschlossen. Was wie gesagt nicht ganz einfach ist und schon bald so viel allegorische Schwere erzeugt, dass die einzige mögliche Katharsis die Anstimmung eines schwungvollen Liedes zu sein scheint. Einfach mal rausschmettern, die ganzen Sorgen, am besten verbunden mit einer wunderbaren Traumsequenz, dann geht es auch gleich besser – zumindest bis zum nächsten Lied, das ganz sicher nicht allzu lange auf sich warten lässt.
Die Motivation hierfür ist ausnahmsweise einmal nicht das traditionelle Geträller vieler Disney-Filme, sondern die Verortung von „Jack und das Kuckucksuhrherz“ in einem beispiellosen Cross-Media-Netz. Seinen Anfang nahm der Film bei einer französischen Gitarrenband namens Dionysos, die 2007 das Konzeptalbum „La Mécanique du cœur“ veröffentlichte. Der Frontmann der Band heißt Mathias Malzieu und brachte simultan zur Platte einen schmalen Roman namens „Die Mechanik des Herzens“ heraus. Als sich sowohl Platte als auch Buch zu großen Erfolgen entwickelten, wurde der Film ins Rollen gebracht, inszeniert von Stéphane Berla und schon wieder Mathias Malzieu – der zusätzlich auch noch das Drehbuch geschrieben hat, die Hauptfigur spricht und die Songs seiner Band spielt. Man darf getrost festhalten, dass es ohne diesen Mann den Film nicht geben würde. Wer ein Faible für Animation hat und gleichzeitig eine hohe Toleranz gegenüber filmischen Musicals, könnte das als herben Verlust verbuchen.
Denn genau das ist der Film eigentlich – ein Musical, das wiederholt den Drang verspürt, die Handlung zu unterbrechen und gerade Passiertes noch einmal tonal aufzubereiten. Irgendein geartetes Schema ist dabei nicht festzustellen, es geht halt immer wieder los, unterlegt mit Rockklängen und einem wahren Schwall an Worten, die mitunter gefährlich nahe an einem Overkill vorbeischrammen. Wenn Filme so vehement die Zuschauer zutexten, zeugt das meistens von inszenatorischer Unsicherheit und/oder inhaltlichen Defiziten – und resultiert in überfrachteter Ermüdung. Immer nochmal einen draufsetzen, immer nochmal schneller und bunter, dann kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem die Intention der Bilder von Nicoletta Ceccoli ins Gegenteil verkehrt wird. Und die doch eigentlich im Zentrum stehende Romantik gegen chaotische Musiknummern und überfrachteten Augenzucker den kürzeren Strohhalm zieht.
Eigentlich hat „Jack und das Kuckucksuhrherz“ alles, um den Film zu einem großen Erfolg zu machen, doch trotzdem fühlt sich der Zuschauer inmitten der ganzen optischen Pracht alleingelassen. Dieses ständige Gerede, dieser ständige Gesang – hier hätte es dringend einen erfahrenen Regisseur gebraucht, der den Überblick behält und auch mal die „weniger ist mehr“-Karte zückt. Mathias Malzieu gelingt es leider nicht, die einzelnen wunderbaren Teile zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Gefühle und Stimmungen werden vor allem behauptet, diese Porzellangesichter, die von einer tollen Idee ganz schnell ins Langeweile-Lager wechseln, lassen Emotionen geradewegs abtropfen und über allem schwebt eine gewisse Leere. Vielleicht ja nur eine subjektive Wahrnehmung, vielleicht aber auch ein guter Grund zu Scheitern: Der Film schafft es einfach nicht, dem auf der Leinwand gezeigten Leben einen auf den Zuschauer überspringenden Lebensfunken abzuringen.
Und egal wie schön die Animationen auch sein mögen, egal, wie viele charmante Ideen auftauchen (wie zum Beispiel die unerwartete Freundschaft zwischen Jack und Georges Méliès), auch „Jack und das Kuckucksuhrherz“ muss sich daran messen lassen, ob das Publikum erreicht oder eher außen vor gelassen wird. Wir erleben hier ein prächtig ausgestattetes Animationsmärchen, sowohl cremig-romantisch als auch gothisch-düster, und wünschen uns dabei immer wieder, dass doch die exzentrischen Knospen eine warme Erdung erfahren mögen. Ironischerweise sagen nur die Bilder von Nicoletta Ceccoli mehr aus als der ganze Rest hier. Hinter den Porzellangesichtern tobt eine spannende, eine faszinierende Welt; stellen wir doch einfach mal den Ton ab, dann können wir ganz tief in sie hineintauchen.“
Fantasievoll animiertes 3D-Musical, ein schräger Mix aus Love Story und Road Movie bei dem frühe Kinotechniken wunderbar mit CGI-Effekten verschmelzen.
An den verqueren Animationsklassiker „Nightmare before Christmas“, den Henry Selick nach einer Idee von Tim Burton realisierte, fühlt man sich bei „Jack und das Kuckucksuhrherz“ erinnert. Märchenhaft und düster ist die Atmosphäre, sanft gruselig, schräg und witzig die mit bizarren Figuren bevölkerte Geschichte. In Form eines Musicals wird sie erzählt, als Regisseure firmieren Stéphane Berla und Mathias Malzieu. Letzterer hat auch das Drehbuch nach seiner Bestsellervorlage verfasst und zeichnet mit seiner Band Dionysos für die Musikeinlagen verantwortlich.
An einem eiskalten Tag kommt der Titelheld in Schottland zur Welt. In letzter Sekunde hat es die Mutter zur Hebamme geschafft. Doch das Herz des kleinen Jungen ist bei der Geburt schon erfroren. Um sein Überleben zu sichern, bekommt er eine Kuckucksuhr eingesetzt. Drei Regeln muss er fortan beachten: Niemals darf er an den Zeigern drehen, nie in Wut geraten und sich nicht verlieben. Letzteres passiert ihm jedoch, als er bei einem Ausflug in die Stadt die hinreißende Sängerin Acacia erblickt.
Die Love Story ist fortan Motor des Films, der zum bewegten Road Movie mutiert und den Protagonisten auf eine Reise quer durch Europa führt, die schließlich auf einen Rummelplatz in Sevilla endet. Ein Feuerwerk von Ideen wird im Verlauf des fast psychedelischen Trips gezündet, lustvoll spielen die Filmemacher mit den Möglichkeiten des Mediums. Eine Stummfilmversion von „Romeo und Julia“ bekommt man geboten, der Wilde Westen wird ebenso besucht wie Paris, wo Jack auf Kinopionier Georges Méliès – Martin Scorsese besuchte ihn schon in „Hugo Cabret“ – trifft, dem er bei der Erfindung des Cinematographen den entscheidenden Hinweis gibt. Frühe Kinotechniken verschmelzen mit CGI-Effekten, je nach Schauplatz wechselt der Stil.
Im „Extraordinarium“ darf Jack die Angebetete mit dem dreieckigen Porzellangesicht endlich in die Arme schließen, der Herzklappen-Kuckuck spielt entsprechend verrückt. Ganz passend in einer Welt, in der in der das Wasser im Springbrunnen verkehrt herum fließt und es einen Mann mit einen Glockenspiel als Rückgrat und Frauen mit Flügeln oder zwei Köpfen gibt. Die Songs kommentieren passend Handlung und Stimmung, manchmal auch gegen den Strich – etwa bei einem Geburtstagsständchen, das nach einem Beerdigungslied klingt. Ein melancholischer, herrlich verrückter 3D-Trickfilm jenseits des Disney- und Pixar-Mainstreams, der einen modernen Don Quijote feiert.