Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (2014)

flagge-vereinigte-staaten-von-amerika-usa _disi _fsk12 _sbcom

[imdblive:id(tt2562232)]

___imdb

[imdblive:rating] / 10

Titel [imdblive:title]
Teaser-Text [imdblive:tagline]
Genre(s) [imdblive:genres]
Laufzeit | Jahr | FSK [imdblive:runtime] min. | [imdblive:year] | [imdblive:certificate]
Regie | Story [imdblive:directors_nolink] | [imdblive:writers_nolink]
Darsteller [imdblive:cast_nolink]
Bewertung [imdblive:rating]  ([imdblive:votes] Stimmen)
In den 90er Jahren war Riggan Thomson (Michael Keaton) ein großer Star, dank seiner Verkörperung der Titelrolle in den drei Comicverfilmungen rund um die Figur „Birdman“. Danach wollte er nicht mehr nur der „Typ im Kostüm“ sein und fokussierte auf die öffentliche Anerkennung als Künstler, doch mit seiner Karriere ging es steil bergab. Kurz bevor er vollkommen in der Obskurität der Moderne untergeht und vergessen wird, setzt er all sein Geld und seine Hoffnungen auf die Inszenierung eines Theaterstücks von Raymond Carver.

 

20TH CENTURY FOX

In Alejandro G. Iñárritus schwarzer Komödie BIRDMAN erhofft sich Riggan Thomson (Michael Keaton) durch seine Inszenierung eines ambitionierten neuen Theaterstücks am Broadway, neben anderen Dingen, vor allem eine Wiederbelebung seiner dahin siechenden Karriere. Zwar handelt es sich um ein ausgesprochen tollkühnes Unterfangen – doch der frühere Kino-Superheld hegt größte Hoffnungen, dass dieses kreative Wagnis ihn als Künstler legitimiert und jedermann, auch ihm selbst, beweist, dass er kein abgehalfterter Hollywood-Star ist.

Doch während die Premiere des Stücks unaufhaltsam näher rückt, wird Riggans Hauptdarsteller durch einen verrückten Unfall bei den Proben verletzt und muss schnell ersetzt werden. Auf den Vorschlag von Hauptdarstellerin Lesley (Naomi Watts) und auf das Drängen seines besten Freundes und Produzenten Jake (Zach Galifianakis) hin engagiert Riggan widerwillig Mike Shiner (Edward Norton) – ein unberechenbarer Typ, aber eine Garantie für viele Ticketverkäufe und begeisterte Kritiken. Bei der Vorbereitung auf sein Bühnendebüt muss er sich nicht nur mit seiner Freundin, Co-Star Laura (Andrea Riseborough), und seiner frisch aus der Entzugsklinik kommenden Tochter und Assistentin Sam (Emma Stone) auseinandersetzen, sondern auch mit seiner Ex-Gattin Sylvia (Amy Ryan), die gelegentlich vorbeischaut, um die Dinge in ihrem Sinn zu richten.

 

OFDB

In den 90er Jahren war Riggan Thomson (Michael Keaton) ein großer Star, dank seiner Verkörperung der Titelrolle in den drei Comicverfilmungen rund um die Figur „Birdman“. Danach wollte er nicht mehr nur der „Typ im Kostüm“ sein und fokussierte auf die öffentliche Anerkennung als Künstler, doch mit seiner Karriere ging es steil bergab. Kurz bevor er vollkommen in der Obskurität der Moderne untergeht und vergessen wird, setzt er all sein Geld und seine Hoffnungen auf die Inszenierung eines Theaterstücks von Raymond Carver. Doch die Produktion steht unter einem schlechten Stern, sein zweiter Hauptdarsteller fällt nach einem Unfall aus, der gern gesehene Ersatz entpuppt sich als der engagierte, aber sehr komplizierte Star Mike Shiner (Edward Norton). Der reißt das Stück an sich und plädiert für völligen Realismus, so dass die Vorpremieren ein Fiasko werden. Riggans Freundin und Mitspielerin Laura (Andrea Riseborough) kündigt ihm an, schwanger zu sein und seine fast erwachsene Tochter Sam (Emma Stone), frisch aus dem Entzug, droht mit Rückfall. Derweil versucht Riggans Agent, Produzent und Anwalt Jake (Zach Galifianakis) händeringend, den Zusammenprall von diversen Problemegos in den Griff zu bekommen, denn nebenbei fehlt es an Geld und Darstellerin Lesley (Naomi Watts) muss natürlich noch vor der Broadwaypremiere mit Mike brechen.

Und dann ist da noch die geheimnisvolle Stimme in Riggans Kopf, die zu seinem Birdman-Alter-Ego gehört und ihn beschwört, den ganzen künstlerischen Mist zugunsten seines wahren Ruhms zu lassen – und wieder zu fliegen…

 

-SPOILERWARNUNG- WIKIPEDIA

Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) ist eine US-amerikanische schwarze Komödie von Alejandro González Iñárritu. Der Film zeigt Michael Keaton als Titelheld sowie Zach Galifianakis, Edward Norton, Andrea Riseborough, Amy Ryan, Emma Stone und Naomi Watts in weiteren Rollen. Der Film wurde bei der Oscarverleihung 2015 als bester Film ausgezeichnet.

Der Film wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2014 uraufgeführt und lief am 17. Oktober 2014 in den nordamerikanischen Kinos an. In Deutschland ist Birdman seit dem 29. Januar 2015 im Kino zu sehen.


Handlung:

Schauspieler Riggan Thomson war vor langer Zeit weltbekannt für seine Darstellung des Comic-Helden Birdman in dem gleichnamigen Blockbuster und dessen zwei Fortsetzungen. Danach verlief seine Karriere zunehmend erfolglos, doch seine psychische Bindung an diesen Superhelden nahm überhand und kontrolliert inzwischen sein Leben.

Um seine Karriere wiederzubeleben, versucht sich Thomson als Bühnenschauspieler, Autor und Regisseur. Sein aktuelles Projekt ist eine Rolle in der von seinem besten Freund Jake produzierten Bühnenadaption von Raymond Carvers Kurzgeschichte What We Talk About When We Talk About Love.

Kurz vor der Premiere braucht man dringend einen Ersatz für die wichtigste Nebenrolle und besetzt sie schließlich mit dem erfolgreichen Broadway-Schauspieler Mike Shiner, der jedoch nicht leicht zu handhaben ist und Riggan womöglich in den Schatten stellen wird. Zudem wird Thomson mit einer Anklage konfrontiert, die ihn finanziell in Bedrängnis bringt. Problematisch ist auch das Verhältnis zu seiner Tochter Sam, die er nach ihrer Entlassung aus der Entzugsklinik als Produktionsassistentin angeheuert hat.

Im Laufe der Proben und Vorpremieren ergeben sich weitere Verwicklungen innerhalb der Theatertruppe und Rückschläge von außen – die einflussreiche Times-Kritikerin Tabitha Dickinson kündigt ihren Verriss an, Thomson gerät durch ein Versehen halbnackt auf den Broadway und wird durch Handyvideos davon zum landesweiten Gespött. Gleichzeitig gerät Thomson mit fortschreitender nervlicher Zerrüttung weiter unter den Bann des Birdman und hat Episoden, in denen er durch die Straßen New Yorks fliegt.

In der Finalszene der Premiere schießt sich Thomson schließlich mit einer echten Pistole in den Kopf. Er trifft jedoch lediglich seine Nase und wacht im Krankenhaus auf. Sein Stück ist ein Erfolg, die Kritikerin war von seiner Tat umgestimmt worden. Als seine Tochter das Krankenzimmer betritt und ihn sucht, tritt sie zuletzt ängstlich ans geöffnete Fenster, doch ihr Blick richtet sich nach oben wie auf etwas in der Höhe Schwebendes, woraufhin sie lächelt.


Produktion:

Dreharbeiten:

Die Dreharbeiten zum Film begannen im März 2013 in New York City, wobei Szenen im Theater über dreißig Drehtage in Anspruch nahmen. Ein Großteil des Films wurde in und nahe dem St. James Theatre in der 44th Street in New York City gedreht. Die Sequenzen in einer nahegelegenen Bar wurden im Rum House in der 48th Street gedreht; mit digitalen Tricks wurde sie anschließend in die Nähe des St. James Theatre implementiert.

Abgesehen von den Eröffnungsszenen und dem Schluss erweckt der Film den Eindruck, er wäre ohne Schnitt in einer unendlichen Einstellung gedreht worden. Die Kamera von Emmanuel Lubezki vollzieht im Theater und rund um das Gebäude große dynamische Fahrten, die per digitalem Schnitt unsichtbar miteinander verbunden wurden. Die Drehbuchautoren behaupten, die Idee dieser Tricktechnik wäre die des Regisseurs Iñárritu, dem allerdings von „großen“ und „wichtigen“ Leuten abgeraten worden sei, diese Technik einzusetzen.


Musik:

Am 7. Januar 2014 stand Antonio Sánchez als Filmmusikkomponist fest. Der Titel wurde kurz vor der Veröffentlichung des Films, am 14. Oktober 2014, veröffentlicht.


Sonstiges:

Die Produktionskosten von Birdman betrugen geschätzte 18 Millionen US-Dollar. Mit den bisherigen Einnahmen von 18,5 Millionen US-Dollar konnte der Film sein Budget schon nach wenigen Wochen wieder ausgleichen.


Rezeption:

Kritiken:

Birdman wurde bisher überwiegend positiv aufgenommen. Filmkritik-Aggregator Rotten Tomatoes vergab eine Bewertung von 93 %, basierend auf 172 Rezensionen, während Metacritic 89 von 100 Punkten vergab. Lob richtete sich an nahezu alle Aspekte des Films, aber vor allem an die Regiearbeit, die Story, die Kameraführung, das Konzept, die Musik und an die Darstellung der Charaktere. Gerade Michael Keatons schauspielerische Leistung wurde immer wieder hervorgehoben.

 


 

5 Kommentare

  • Berechtigter Überschwang

    Wenn Kritiker einhellig ein Werk in den Himmel schreiben, ist meist gesunde Vorsicht angebracht. Ist der Überschwang gerechtfertigt? Einen Tag nach dem Anschauen von „Birdman“ reihe ich mich ein in die Phalanx der Begeisterten und bin sehr sicher, einen der besten Filme dieses Jahrzehnts gesehen zu haben.

    Es sind drei Dinge, die mich begeistert haben und die alle miteinander zusammenhängen. Da ist erstens die clevere und vielschichtige Story, die zwischen Drama, Groteske und Charakterstudie so recht in kein einfaches Schema passt. Zugleich eine bitterböse Abrechnung mit dem vermarkteten Kulturbetrieb, ein Blick hinter die Kulissen einer Theateraufführung und das Psychogramm eines Menschen am Ende seiner Karriere. Mit herrlich schrägen Charakteren, die – und da kommen wir zum zweiten Highlight des Films – von überragenden Schauspielern großartig in Szene gesetzt werden. Edward Norton als durchgeknallter Mime Mike Shiner und die erstaunliche Emma Stone als Riggan Thomsons Tochter sind grandios, noch besser als Hauptdarsteller Michael Keaton, der aber ebenfalls auf höchstem Niveau agiert. Drittens ist das Ganze herausragend inszeniert: der Film ist durch den Verzicht auf sichtbare Schnitte ein einziger, ständig in Bewegung gehaltener Fluss. Auch die musikalische Gestaltung ist erwähnenswert, besteht der Soundtrack doch größtenteils aus einem jazzigen Schlagzeug, dessen Spiel die Emotionen der Akteure unterstreicht.

    Schließlich hat der Film noch eine bedeutsame Metaebene, er befasst sich nämlich mit der Frage, was Realität und was Schein ist. Und hier wird aus einem ohnehin hervorragenden Film ein wahres Kunstwerk. Dieses philosophische Dilemma wird schon ganz zu Anfang durch einen Zettel in Thomsons Garderobe eingeführt, den er vorliest, bevor die Handlung Fahrt aufnimmt: „Ein Ding ist ein Ding und nicht, was über das Ding gesagt wird.“ Ist das so? Thomson selbst kann seine Vergangenheit, die ironischerweise auch wieder aus Fiktion besteht (nämlich seiner Karriere als Filmheld Birdman) und Gegenwart nicht auseinanderhalten. Dieser Aspekt zieht sich bis in die Realität des Zuschauers, da die Figur des Riggan Thomson durchaus Parallelen zur Karriere von Hauptdarsteller Michael Keaton aufweist. Sehen wir also Thomson, Keaton oder Birdman? Die Grenzen zwischen Schein und Sein sind auch bei den anderen Figuren fließend, vor allem bei Mike Shiner (Name!), der selbst sagt, er verstelle sich im realen Leben und sei auf der Bühne er selbst – was er soweit treibt, dass er sich auf der Bühne real betrinkt und Sex mit seiner Bühnenpartnerin will, die wiederum ebenfalls seine Partnerin im wirklichen Leben ist. Die Verflechtung von Wahrheit und Fiktion auf allen Ebenen ist herausragend gemacht.

    Ein Film also, der den Zuschauer ordentlich fordert, ohne ihn aber anzustrengen. Denn bei allen faszinierenden Kunstgriffen driftet „Birdman“ nie in trockenes Erzählkino ab, sondern bleibt spannend, bissig und unterhaltsam. Ich wiederhole mich in diesem Fall gern: einer der besten Filme dieses Jahrzehnts.

  • Also hier habe ich eindeutig mehr erwartet. Die Machart (Kamera, Schnitt, Monologe) und Schauspielerische Leistung sind absolut genial und 10 Punkte Wert.

    Nur fand ich die Geschichte nicht spannend genug und das Thema „Leidender Schauspieler“ zu ausgelutscht, hier ist zu wenig passiert.
    Der Soundtrack war anders was ihn aber nicht zwingend gut macht.

    Das Ende fand ich wieder sehr gut nur hat mich der Film vorher zu sehr gelangweilt, 20-30 Minuten weniger wären gut gewesen.

  • Raffiniert erzählte Geschichte eines Superhelden-Darstellers, der ein Raymond-Carver-Stück am Broadway inszenieren will.

    Zwischen Tragödie, Künstlerdrama, beißender Satire und schwarzer Komödie pendelt der neue Film des renommierten mexikanischen Filmemachers Alejandro González Iñárritu. Sein „Birdman“ ist auch Milieustudie des Theaters und Films und (über)zeichnet das psychologische Profil eines Künstlers. Er heißt Riggan Thomson und war ehemals als „Birdman“ im Kino erfolgreich. Batman-Darsteller Michael Keaton spielt ihn. Das ist nur einer der zahlreichen Bezüge zwischen Fiktion und Realität, von denen der Film lebt und die er virtuos verwebt.

    Riggan bereitet die Premiere einer Raymond-Carver-Adaption am Broadway vor, mit der er als Künstler reüssieren und etwas von Wert schaffen will. Etliche Hindernisse stellen sich ihm in den Weg. Die Kosten – er will sein Haus pfänden – gehören noch zu den kleinsten. Der neue Hauptdarsteller (Edward Norton) hat ein größeres Ego als Riggan selbst und nimmt es mit dem Method Acting all zu ernst, die Ex-Frau (Amy Ryan) und Geliebte (Andrea Riseborough), eine seiner Darstellerinnen, nerven. Seine von ihm für seine Karriere vernachlässigte Tochter kämpft mit ihrer Drogensucht und lebt im Web, eine Kritikerin will ihn zerstören. Und zu allem Überfluss sitzt ihm sein Birdman-alter-ego im Nacken und wiegelt ihn mit radikalen Ratschlägen auf.

    Faszinierend und unglaublich elegant inszeniert sind die nahtlosen Übergänge, von der Probe zur Aufführung, von der Fiktion des Stücks zur Realität der Spielenden, die auch nur eine Realität in Anführungsstrichen ist, macht sich doch jede/r etwas vor. Kameramann Emmanuel Lubezki gelingen nicht nur hier auf der Bühne, in den Gängen, Umkleideräumen des Theaters fließende Kamerafahrten und starke Bilder, sondern auch vom Neon-beleuchteten belebten New York. Die Streitgespräche aus „What We Talk About When We Talk About Love“, so der Titel der Carver-Story, werden in Konfrontationen und Beziehungsscharmützeln der Schauspieler untereinander weitergeführt, Theatereffekte und Superhelden-VFX brechen die reale Handlung. Eine genaue Grenze zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion lässt sich nicht immer ziehen, was wohl auch dem Wunsch des Regisseurs entspricht. Ein ungewöhnlicher Score, moderne Schlagzeug-Stücke – manchmal ist der Schlagzeuger als Verfremdungseffekt im Bild – aber auch hochdramatische, einschlägige Filmmusik ist dem Film unterlegt, der nicht nur fasziniert, sondern auch oft mit schrägen Einfällen überrascht.

    Die Bandbreite im Ton variiert von verbissen, verzweifelt, zu staubtrockenen humorig bis hin zum Slapstick (etwa ein von zahllosen Handykameras dokumentierter Flitzerauftritt von Riggan vor dem Theater). Dass „Birdman“ trotz fast durchgehender Dialoge fesselt, liegt auch am hervorragenden Ensemble, angeführt von Keaton, der eine beeindruckende, nuancenreiche Performance abliefert. U.a. auch Norton und Watson überzeugen, besonders in den gemeinsamen wunderbaren Szenen auf dem Dach des Theaters. Es war klar, dass es vom Macher von „Amores Perros“ und „Babel“ keine simple Komödie geben würde, „Birdman“ ist ein schräger Vogel.

  • B-Man spricht Klartext: „Die Leute wollen Blut und Gewalt, kein philosophisches Gelaber!“

    Zuerst einmal ist es eine Schande, dass dieser Film kaum zu sehen ist, nur vereinzelte Kinos zeigen ihn. Mit so einem Cast ist es echt verwunderlich, warum „Birdman“ hier in Deutschland so wenig Aufmerksamkeit bekommt, vor allem, weil er wahrscheinlich jetzt schon der beste Film des Jahres sein wird.

    Nun, was soll ich zu diesem Werk sagen? Lange wartete ich auf den Starttermin hier in Deutschland, endlich war es soweit und ich sah… „Birdman“! Regisseur Alejandro Gonzalez Inarritu dürfte durch „Beautiful“ und „Babel“ bekannt sein und nun haut er das Kinopublikum mit „Birdman“ um (interessanterweise fängt jeder der genannten Filme mit B an…). Und Umhauen trifft es auch sehr gut, die Bilder, die Schauspieler, die Musik und die ganze Komposition, die man dort sieht, ist schier unglaublich und atemberaubend.

    Der gealterte Schauspieler Riggan Thomson war früher der Filmstar in den drei „Birdman“-Filmen. Nun versucht er sich am Broadway im Theater, doch leider findet er keinen Kontakt zu seiner Tochter, er ist geschieden, hat eine unglückliche Affäre, einen unausstehlichen Hauptdarsteller und eine diabolische Kritikerin, die ihm im Nacken hängt…

    Die meisten, die sich vorher schon etwas über den Film informiert haben, werden sich wahrscheinlich fragen: „Ist der ganze Hype berechtigt?“ Ich würde ganz dreist behaupten: „Ja!“ Da fliegt ein Michael Keaton mit Trenchcoat durch New York und diese Szene könnte so lächerlich sein, ist für mich aber einer der bildschönsten Momente, die ich in den letzten Jahren im Kino gesehen habe. Im Grunde geht es in „Birdman“ schlicht um einen Mann im Schauspiel-Business, der kurz vor dem Absturz steht und alles auf eine Karte setzen muss, um weiterhin existent bleiben zu können. Darüber hinaus bekommt man im Film einem unglaublich sarkastischen, witzigen, aber manchmal auch erschreckend realistisch, ehrlichen Blick hinter die Fassade des Theaters. Dabei gibt es nicht nur Verweise auf reale Filme, wie „Iron Man“ oder „The Avengers“ (vor allem Superheldenfilme!), sondern auch die fiktiven „Birdman“-Filme existieren im gleichen Universum. Witzigerweise könnte man einige Parallelen zu Michael Keatons wahrem Leben finden: Er spielte schon mal einen B-Man und zwar den berühmten Batman in den ersten beiden Tim Burton-Verfilmungen und war danach immer weniger zu sehen. Neben „Beetlejuice“ ist Batman seine Paraderolle, für die ihn jeder kennt und auch liebt. Jetzt versucht er sich sowohl als Schauspieler im wahren Leben, als auch im Film mit etwas „Neuem“… Wie auch immer zu Keaton komme ich noch!

    Von der ersten Sekunde an merkt man, dass dies kein gewöhnlicher Film wird. Eine Hauptfigur mit scheinbar übernatürlichen Fähigkeiten und eine grandiose Kameraarbeit, die (fast) ohne Schnitt auskommt bzw. wird es so geschickt gemacht, dass man zu keiner Sekunde die eigentlichen Cuts merkt. Der Film wirkt eher wie ein Theaterstück, mit fließenden Übergängen in mitten eines Raumes. Dazu wird ein fast ausschließlich aus Percussion bestehender Score gespielt und immer wieder erklingt diese Stimme… Natürlich sind all diese Elemente nicht neu, aber „Birdman“ vereinigt alles so elegant und wunderschön, das man oftmals vergisst, dass man einen Film sieht. Und wenn man jetzt einen tiefgründigen und philosophischen Kunstfilm erwartet… dann stimmt das auch, aber neben der Eigenheit des Films, punktet „Birdman“ mit perfekt pointiertem Humor, der nicht zuletzt aus den Problemen der Charaktere entsteht. Aber auch die gut gesetzte Gesellschaftskritik ist wunderbar umgesetzt! Da gab es im Kino Stellen, wo das ganze Publikum lauthals lachen musste und dann war es wieder mucksmäuschenstill, weil der Film plötzlich richtig zu Herzen gehen kann in seiner ganzen Verrücktheit, genial!

    Schauspielerisch gibt es hier höchste Qualität: Emma Stone ist toll, Edward Norton spielt für mich eine seiner besten Rollen, als unausstehlicher und durchgeknallter Hauptdarsteller Mike Shiner, auch Zach Galifianakis überraschte mich mit seiner Darstellung, aber natürlich ist es Michael Keaton, der eins der besten Comebacks aller Zeiten feiert! Als überforderter Regisseur und ehemaliger Kinostar ist er großartig, zeigt aber unter all den scheinbar gleichen Gesichtsausdrücken so viele Emotionen und Sorgen, dass es nahezu unmöglich ist die Augen von ihm zu nehmen. Auch wenn ich auf die Oscars nicht mehr viel gebe, ich würde mich sehr freuen, wenn Keaton den Preis für den besten Hauptdarsteller gewinnen würde, verdient ist das so was von!

    Fazit: Vom verrückten Anfang, bis hin zum umwerfenden Finale, ist „Birdman“ einerseits ein tiefgründiges Kunstwerk, aber andererseits auch ein frischer, witziger und zuweilen auch tragischer Film, der dem Hollywood-Mainstream von heute den M*****finger zeigt. „Birdman“ muss man gesehen haben, auch wenn der Trailer vielleicht nicht ganz so überzeugend daherkommt. Für mich jetzt schon ein Meisterwerk, das leider hierzulande zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat!

  • Der ganz normale Backstage-Wahnsinn – DAS oscarwürdige Meisterwerk 2015

    In einer Zeit, in der das Kino aus kaum mehr als den immer gleichen, drögen Effekt-Blockbustern besteht, kann es schwer sein, einen wirklich guten Film ausfindig zu machen. Theoretisch zumindest. Denn bei Alejandro Iñárritu’s „Birdman“ realisiert man innerhalb von Minuten – ach, Sekunden – dass man nichts geringeres als ein Meisterwerk vor sich hat, das mit dem größten Teil dessen, was das Kino 2015 noch sehen wird, den Boden wischt.

    Es geht um den gealterten Hollywood-Schauspieler Riggan (Michael Keaton), der sein Leben in der Sackgasse sieht. Vor 20 Jahren, da war er gefragt, spielte den Superhelden Birdman. Heute krebst er an einem weniger guten Broadway-Theater über die Bühne und trauert alten Zeiten hinterher. Doch Birdman ist immer noch da, gärt in ihm, lässt ihn nicht los. Mit der Adaption eines jahrzehntealten Buches will Riggan alles auf eine Karte setzen und zurück ins Blickfeld der Öffentlichkeit – denn den Glauben an sich selbst hat er längst verloren. Zudem geht hinter den Kulissen in einem fort alles schief, was schief gehen kann: Da ist Mike (Grandios: Edward Norton), der neue Hauptdarsteller, der alle anderen in einem fort terrorisiert, indem er hinter der Bühne rätselhaft und unecht erscheint, im Rampenlicht hingegen schon mal die gestellte Sexszene dazu nutzen will, spontan echten Sex zu haben. Da ist Sam (Emma Stone), Riggan’s desillusionierte Tochter, die nicht weiß ob sie ihren Vater liebt oder hasst; Jake (Zach Galifianakis), Riggan’s Manager, der am liebsten die Wand hoch gehen würde; oder Lesley (Auch toll: Naomi Watts), die sich unter Wert eingesetzt fühlt und überzeugt ist, besseres verdient zu haben. So folgt der Zuschauer dem Ensemble bei seinem verzweifelten Versuch, die letzte Woche vor der großen Premiere zu überstehen – denn eine einflussreiche Kritikerin, die mit Worten ganze Karrieren zerstören kann, hat ihren Stift bereits gezückt…

    Chapeau! Die Geschichte dieses Filmjuwels ist so skurril, dass man sie lieben MUSS. Natürlich geht es hauptsächlich um die Gefühlswelt von Keaton’s Riggan; doch zunehmend wird der Film zu einem Bühnenstück in sich, das ein äußerst realistisches Bild vom Haifischbecken Broadway zeichnet. Schnell wird klar, dass Riggan nur einer von vielen Irren ist, die, statt zusammen zu arbeiten, permanent damit beschäftigt sind die Hackordnung hinter den Kulissen auszufechten. Kluger Humor prallt hier ungebremst auf messerscharfe Dialoge, die zu keiner Sekunde langweilen. Besonders Edward Norton stiehlt hier allen die Show. Es soll ja wirklich Schauspieler geben, die echten Alkohol oder geladene Pistolen auf dem Set fordern, weil sie sich sonst nicht in die Szene versetzen können – Norton greift diesen Albtraum jedes Regisseurs auf, und treibt ihn so unbarmherzig auf die Spitze, dass es zum kringeln ist. Für diese Darbietung gehört der Mann in Oscars ertränkt!

    Der mit Abstand beste Aspekt des Films – sofern man hier noch differenzieren möchte – ist allerdings auf technischer Seite zu bestaunen. Regisseur Iñárritu ist bekannt dafür, in seinen Filmen lange Kamerafahrten einzubauen. Für gewöhnlich bestehen die ersten Minuten seiner Filme aus einer einzelnen Einstellung. Doch in Birdman ist ihm sein absolutes Meisterstück gelungen: Der gesamte Film verfügt über keinen einzigen sichtbaren Schnitt. Das Bild ist immer in Bewegung, folgt den Charakteren, flüchtet vor ihnen, wechselt wild die Perspektive, so gut wie nie hält es inne. Auch das: Ein kreativer Schachzug des Regisseurs, um die innere Unruhe und Getriebenheit seiner Figuren zu verdeutlichen. Ebenso der ungewöhnliche Soundtrack, der aus nichts als scheppernden Schlagzeug-Solos besteht.

    Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung ist „Birdman“ in 8 Kategorien nominiert – darunter für „Bester Film“. Es ist unwahrscheinlich, dass er leer ausgeht. Und das völlig zu Recht.

    UPDATE: Wie ich prophezeit hatte, war der Film bei den Oscars 2015 der große Abräumer des Abends. Vier Oscars bei acht Nominierungen, inklusive „Bester Film“, „Bestes Script“ und „Beste Kamera“. Das will schon etwas heißen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert