Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance (2014)
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Der Cerro Torre in Patagonien ist ein sagenumwobener Gipfel, der bereits viele Kletterer verzweifeln ließ: 1959 probierten sich zwei Italiener an dessen Besteigung, es war der erste bekannte Versuch. Einer von ihnen stürzte ab und starb, der andere kletterte angeblich weiter und erreichte den Gipfel. Da die Kamera verloren ging, gab es keine Beweise. Die Zweifel waren groß, so dass Cesare Maestri 1970 einen erneuten Versuch unternahm. Mit 360 Haken, die er in das Massiv trieb, gelang ihm letztlich der Aufstieg nach ganz oben… |
DVD-COVER |
Bereits als 19-Jähriger gilt der mehrfache Europa- und Jugendweltmeister David Lama als Wunderkind der Kletterszene. Kletterhallen sind sein Revier, Erfahrung in den Bergen hat er jedoch wenig. Trotzdem setzt er sich in den Kopf, den sagenumworbenen Cerro Torre, einen der schönsten und schwierigsten Berge der Welt, als erster Mensch frei zu klettern. Noch nie ist es einem Kletterer gelungen, diese „Nadel aus Granit“ in der Traumlandschaft Patagoniens im Freikletterstyl zu bewältigen – es gilt als völlig unmöglich. Doch der Traum platzt und der erste Versuch endet im Desaster. David und sein Partner sind dem Berg und den Tücken des Wetters nicht gewachsen. Häme und Spott brechen über ihn und sein Team herein. Davon lassen sie sich allerdings nicht unterkriegen, und ein Jahr später nehmen sie die gewaltige Steilwand erneut in Angriff.
Nie hat der Zuschauer das Wesen des bizarren Cerro Torre eindringlicher erlebt als in der Auseinandersetzung mit David Lamas Verständnis vom Freiklettern und in der Entwicklung zum Alpinisten. Inmitten der atemberaubenden Bergwelt Patagoniens entspinnt sich ein persönliches, sportliches und historisches Drama, das weit mehr als Dokumentation eines alpinistischen Meilensteins darstellt.
FILMSTARTS |
Der Cerro Torre in Patagonien ist ein sagenumwobener Gipfel, der bereits viele Kletterer verzweifeln ließ: 1959 probierten sich zwei Italiener an dessen Besteigung, es war der erste bekannte Versuch. Einer von ihnen stürzte ab und starb, der andere kletterte angeblich weiter und erreichte den Gipfel. Da die Kamera verloren ging, gab es keine Beweise. Die Zweifel waren groß, so dass Cesare Maestri 1970 einen erneuten Versuch unternahm. Mit 360 Haken, die er in das Massiv trieb, gelang ihm letztlich der Aufstieg nach ganz oben. David Lamas will jedoch etwas schaffen, das noch niemandem gelang: den Gipfel des Cerro Torre frei zu erklettern. Er ist erst 19 Jahre alt und kennt sich zwar gut an Indoor-Kletterwänden, nicht aber im Klettern an freien Hängen aus. Die Dokumentarfilmer begleiten David bei seinem hochgefährlichen Unterfangen.
-SPOILERWARNUNG- | WIKIPEDIA |
Cerro Torre:
Der Cerro Torre (spanisch: „Turm-Berg“) ist ein 3.128 Meter, nach anderen Quellen 3.133 Meter hoher Granitberg, der sich im Campo de Hielo Sur an der argentinisch-chilenischen Grenze befindet, etwa 50 km nördlich des bekannten Nationalparks Torres del Paine. Der Cerro Torre ist aufgrund seiner steil aufragenden, glatten Granitwände und der extrem widrigen Wetterbedingungen nur sehr schwer zu besteigen und gilt daher unter Bergsteigern als einer der schwierigsten und zugleich schönsten Gipfel der Welt.
Besteigungsgeschichte:
Erste Versuche
Im Jahre 1952 bestiegen die französischen Bergsteiger Lionel Terray und Guido Magnone erstmals den Fitz Roy und urteilten über den in Sichtweite aufragenden Cerro Torre, dieser sei ein „unmöglicher Berg“. Dennoch fanden sich schon wenige Jahre später Kletterer aus Europa am Cerro Torre ein, um eine Besteigung dieses möglicherweise schwierigsten Bergs der Welt zu versuchen. Die ersten Besteigungsversuche datieren aus dem Jahr 1958, als Walter Bonatti und Carlo Mauri über die Westseite eine beachtliche Höhe erreichten, jedoch nicht bis in die Gipfelregion vordringen konnten. Eine gleichzeitig auf der Ostseite des Bergs operierende Expedition unter Bruno Detassis mit dem Trentiner Cesare Maestri musste ebenfalls aufgeben, ohne einen ernsthaften Versuch am Berg unternommen zu haben. Während Bonatti im darauffolgenden Jahr auf einen zweiten Versuch verzichtete und der französische Extrembergsteiger Jean Couzy kurz vor einer geplanten Expedition zum Cerro Torre tödlich verunglückte, kehrte Cesare Maestri für einen Versuch an den Berg zurück.
Maestri und Egger 1959:
Die Erstbesteigung soll schließlich am 30. Januar 1959 Cesare Maestri und dem Tiroler Toni Egger über die Nordwand gelungen sein. Beim Abstieg verunglückte Egger durch eine Eislawine tödlich. Da seine Kamera, die angeblich das Gipfelfoto enthielt, verloren ging, konnte Maestri nicht beweisen, dass er tatsächlich den Gipfel erreicht hatte. Ab 1968 wurden seine Schilderungen von immer mehr Bergsteigern in Zweifel gezogen und der Cerro Torre mitunter weiterhin als „unmöglicher Berg“ bezeichnet.
Cesare Maestri rückte trotz vieler erheblicher Widersprüche in den Schilderungen der Expedition von 1959 und des Ausbleibens von Funden der damals angeblich in der Felswand zurückgelassenen Ausrüstung nie davon ab, den Cerro Torre gemeinsam mit Toni Egger erstbestiegen zu haben. Verteidiger und Sympathisanten Maestris verweisen immer wieder auf die Eisschicht, mit der 1959 die Wände des Cerro Torre überzogen gewesen sein sollen und die dem hervorragenden Eiskletterer Egger schon damals trotz der mangelhaften Ausrüstung den Aufstieg ermöglicht habe. Kritiker (z. B. Reinhold Messner) führen dagegen die Argumente an, dass mit den Ausrüstungsgegenständen (v. a. den Eispickeln) und mit dem Kletterkönnen der 1950er Jahre ein Aufstieg über die extrem schwierigen Steilwände geradezu undenkbar sei, dass man schon längst Seil- und Hakenüberreste des damaligen Aufstiegs hätte finden müssen, wenn dieser tatsächlich stattgefunden hätte, und dass Maestris umstrittene Bohrhaken-Besteigung des Cerro Torre 1970 auf einer ganz anderen Route die vermeintliche Erstbesteigung von 1959 nicht beweise, sondern eher neue Zweifel schüre.
Kompressorroute 1970:
Elf Jahre später kehrte Maestri wegen der für ihn unerträglichen Zweifel und der Kritik der Öffentlichkeit zum Cerro Torre zurück, um sein Können zu beweisen. Diesmal versuchte er, sich mit Hilfe eines Kompressors und ungefähr 300 Bohrhaken über die Südwest-Flanke „hinaufzubohren“, scheiterte aber an den extrem widrigen Witterungsbedingungen des patagonischen Winters. Wenige Monate später reiste er ein viertes Mal zum Cerro Torre, um seine Route zu vervollständigen. Am 2. Dezember 1970 erreichte er mit zwei Kameraden das Ende der Felswand unterhalb des Gipfels, verzichtete aber darauf, den instabilen Gipfelschneepilz zu besteigen, den er ohnehin nicht als Gipfel betrachtete (Zitat: „Der wird eines Tages weggeblasen“). Maestri sah den Berg damit als bestiegen an und betrachtete seine Ehre als wiederhergestellt. Für einige Kritiker gilt dieser Versuch nicht als Besteigung, da Maestri nicht auf dem höchsten Punkt des Berges gestanden habe und nur mit Hilfe massiven Materialeinsatzes „geklettert“ sei. Der Kompressor hängt noch heute eine Seillänge unterhalb des Gipfeleispilzes, Maestris Route ist heute unter dem Namen „Kompressorroute“ bekannt.
Anerkannte Besteigung 1974:
Zur ersten anerkannten Besteigung des Cerro Torre kam es 1974 durch eine von Casimiro Ferrari geleitete Expedition. Nach einer dreiwöchigen Schlechtwetterphase, die er mit Kameraden in einem Zelt hoch oben am Berg überstand, gelangte Ferrari, kurz bevor sie die zur Neige gegangenen Nahrungsmittel zum Abstieg gezwungen hätten, auf den Gipfel. Die Besteigung gilt als die erste zweifelsfrei dokumentierte Gipfelbesteigung des Cerro Torre, da der Gipfeleispilz bestiegen wurde und ein Beweisfoto vom Gipfel existiert.
Neuere Besteigungsgeschichte:
1977 gelang drei Amerikanern die erste Besteigung des Cerro Torre im Alpinstil über die Westseite („Ferrari-Route“); 1979 wurde die „Kompressorroute“ erstmals wiederholt. 1985 erfolgte die erste Winterbesteigung durch vier Italiener; im selben Jahr führte der Schweizer Marco Pedrini die erste Solo-Besteigung in zwölf Stunden durch – beide über die „Kompressorroute“. 1986 durchstiegen Jugoslawen erstmals die Ostwand, 1988 eröffneten Slowenen eine Route in der Südwand. Die „Maestri-Egger-Route“ konnte mit den neuesten technischen Hilfsmitteln 46 Jahre lang von keiner Seilschaft erfolgreich wiederholt werden. Teilnehmer von mehr als 20 Expeditionen, die einen Versuch wagten, berichteten vom Fehlen der angeblich von Maestri gesetzten Stahlhaken, was die Zweifel am Gipfelerfolg Maestris und Eggers weiter untermauerte. Am 12. und 13. November 2005 konnten Alessandro Beltrami, Ermanno Salvaterra und Rolando Garibotti den Cerro Torre über die Nordwand besteigen und so die Maestri-Egger-Route „wiederholen“. Sie gaben ihrer Route den Namen El Arca de los Vientos und bewerteten sie mit dem Schwierigkeitsgrad EX ABO. Vom 21. bis 24. Januar 2008 gelang Colin Haley und Rolando Garibotti die erste vollständige Überschreitung des Torre-Massivs. Die Deutsche Dörte Pietron durchstieg im Dezember 2008 als erste Frau die Westwand des Cerro Torre und stand als erste deutsche Frau auf dem Gipfel. Die erste Durchsteigung der Südostwand entlang der „Kompressorroute“ laut eigenen Aussagen „by fair means“ gelang am 16. Januar 2012 den beiden Nordamerikanern Hayden Kennedy und Jason Kruk. Allerdings kletterten sie ein Schlüsselstück technisch. Für die Besteigung benötigten die beiden Bergsteiger nur 13 Stunden und sie benutzen nach eigenen Angaben nur wenige der durch Maestri gesetzten Bohrhaken. Neben der großartigen alpinen Leistung erregte die Besteigung in der Kletterergemeinschaft vor allem deswegen großes Aufsehen, weil Kennedy und Kruk auf ihrem Abstieg einen Großteil der durch Maestri gesetzten Bohrhaken aus der Wand entfernten. Die Beseitigung der Haken und die daraus resultierende Zerstörung der historischen „Kompressorroute“ wurde weltweit in Klettererforen kontrovers diskutiert und stößt neben zahlreichem Zuspruch teilweise auf erhebliche Kritik. Am 21. Januar 2012 gelang den Österreichern David Lama und Peter Ortner die erste freie Begehung entlang der „Kompressorroute“. Sie benötigten dafür 24 Stunden.
Filme:
Im Film Schrei aus Stein des deutschen Filmregisseurs Werner Herzog liefern sich ein Bergsteiger und ein Freikletterer einen Wettkampf zum Gipfel des Cerro Torre, wobei Maestris umstrittene Erstbesteigung in der ansonsten fiktiven Handlung aufgegriffen wird.
Der Dokumentarfilm Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance (Regie Thomas Dirnhofer) konzentriert sich auf die freie Besteigung des Berges durch David Lama und Peter Ortner auf der Kompressorroute im Jahr 2012. Dabei wird zunächst die Vorgeschichte der angeblichen Besteigung und die Kompressor-Tour von Maestri thematisiert. Zur Sprache kommt der Cerro-Torre-Veteran Jim Bridwell. Der von Red Bull produzierte und vertriebene Film widmet sich der ausgiebigen Darstellung der an Grenzerfahrungen orientierten Mentalität der Extremkletterer. Kinostart in Deutschland war der 13. März 2014.