Wolke, Die (2006)

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Irgendwo in der Nähe von Schweinfurt kommt es in einem Atomkraftwerk zu einem Störfall. Die Folge: eine radioaktive Wolke entweicht und zieht über die Bundesrepublik. In dem kleinen Städtchen Schlitz kommt es zur Katastrophe, ein Großteil der Bewohner stirbt binnen kürzester Zeit an der Strahlungsverseuchung. Auch die 16jährige Hannah (Paula Kalenberg) versucht mit ihrem Freund Elmar (Franz Dinda) aus dem ausbrechenden Chaos vor der Wolke zu flüchten.


Inhalt:

Die Zeit: jetzt! Der Ort: Deutschland!

Irgendwo in der Nähe von Schweinfurt kommt es in einem Atomkraftwerk zu einem Störfall. Die Folge: eine radioaktive Wolke entweicht und zieht über die Bundesrepublik. In dem kleinen Städtchen Schlitz kommt es zur Katastrophe, ein Großteil der Bewohner stirbt binnen kürzester Zeit an der Strahlungsverseuchung. Auch die 16jährige Hannah (Paula Kalenberg) versucht mit ihrem Freund Elmar (Franz Dinda) aus dem ausbrechenden Chaos vor der Wolke zu flüchten. Doch nur einer von beiden schafft es und der andere muß mit den Folgen leben…wenn man das so nennen kann…


Die Wolke ist ein deutscher Katastrophenfilm aus dem Jahr 2006 von dem Regisseur Gregor Schnitzler. Das Drehbuch schrieb Marco Kreuzpaintner auf Grundlage des gleichnamigen Romans von Gudrun Pausewang.


Handlung:

Durch einen Störfall im AKW Markt Ebersberg in der Nähe von Schweinfurt kommt es zum Super-GAU, und der gesamte Umkreis wird vom Katastrophenschutz weiträumig evakuiert. Im betroffenen Gebiet liegt auch die Schule von Hannah. Sie soll an diesem Tag auf ihren jüngeren Bruder aufpassen, da die Mutter sich geschäftlich in Schweinfurt befindet; genau dort, wo sich die Katastrophe ereignet hat.

Da es für sie keine andere Möglichkeit gibt, auf dem schnellsten Weg nach Hause in die osthessische Stadt Schlitz zu kommen, wo ihr kleiner Bruder Uli schon auf sie wartet, nimmt Hannah das Angebot ihres Mitschülers Lars an und lässt sich von diesem und seinen Freunden nach Hause fahren. Während der Fahrt erfahren die Teenager durch die Nachrichten im Radio, was überhaupt passiert ist, begreifen die Tragweite jedoch nicht wirklich – bis sie in Schlitz ankommen, wo Lars‘ Mutter diesen direkt aus dem Auto zerrt und die anderen anschreit, ihr Sohn könne sie nicht heimfahren, sondern müsse mit seiner Familie fliehen. Hannah geht schließlich zu Fuß weiter nach Hause, wo Uli schon auf sie wartet. Da die Mutter der beiden an diesem Tag auf einem Kosmetikkongress ist, sind die beiden Kinder auf sich alleine gestellt.

Wie vom Katastrophenschutz empfohlen wollen die Kinder sich erst zum Schutz in den Keller begeben, während sämtliche Nachbarn bereits die Flucht ergreifen. Dort will Hannah mit ihrem jüngeren Bruder auf Elmar warten, einen Mitschüler, von dem sie noch kurz vor dem Alarm einen Kuss erhalten und der ihr seine Hilfe bei der Flucht versprochen hat. Inmitten der Panik erreicht die beiden schließlich ein Anruf ihrer Mutter: Sie will, dass die Kinder auf keinen Fall in den Keller gehen, da die Strahlung sie auch dort erreiche, sondern mit den Nachbarn nach Bad Hersfeld fahren, von wo sie mit dem Zug zu Tante Helga nach Hamburg fahren sollen. Da aber alle Nachbarn bereits geflohen sind und Elmar nicht erschienen ist (er kämpft zu Hause mit dem Auto, will es kurzschließen, da er die Autoschlüssel seiner Eltern nicht finden kann), entscheiden sich die Kinder, alleine mit dem Fahrrad nach Bad Hersfeld zu fahren. Auf dem Weg dorthin wird Uli von einem Auto überfahren, dessen Fahrer Fahrerflucht begeht. Eine Familie mit mehreren Kindern nimmt Hannah wenig später mit zum Bad Hersfelder Bahnhof, nachdem der Familienvater Ulis Leiche in ein anliegendes Maisfeld getragen hat. Da die Autobahnen überfüllt sind wollen auch viele andere mit den Zügen fliehen. So muss Hannah im Gedränge auf dem Bahnsteig auf die kleinen Töchter der Familie achten, da die Eltern sich noch durchkämpfen müssen. Hannah entdeckt jedoch ihren Freund Elmar inmitten der Menschenmassen und läuft in seine Richtung – erreicht ihn aber nicht. Das Ehepaar, das Hannah mitgenommen hat, will wissen, wo seine Kinder seien, die das Mädchen auf der Suche nach Elmar zurückgelassen hat; da sie noch immer unter Schock steht erwidert sie darauf aber nichts. Während der Vater die Kinder schließlich findet, verlässt Hannah wie in Trance den Bahnhof und betritt den leergefegten Bahnhofsvorplatz, wo es Sekunden später zum Wolkenbruch kommt.

Hannah wird im radioaktiven Niederschlag ohnmächtig und wacht in einem Lazarett wieder auf. Neben ihr liegt Ay?e, ein ungefähr gleichaltriges Mädchen, mit der sie sich anfreundet. Hannah fühlt sich müde und krank; kurze Zeit später beginnen ihre Haare auszufallen. Etwas später kommt Elmar ins Lazarett, da er Hannah in einer Suchkartei gefunden hat und sie sehen möchte. Elmar ist auch kontaminiert, jedoch ist sein Gesundheitszustand scheinbar wesentlich besser als Hannahs. Tante Helga kommt einen Monat später, um Hannah abzuholen. Sie sagt ihr, dass ihre Mutter tot sei, und nicht etwa vermisst, wie man ihr die ganze Zeit im Lazarett erzählt hatte. In Hamburg, wo Tante Helga lebt, geht Hannah wieder zur Schule, bleibt dort jedoch isoliert, da ihr die Strahlenschädigung durch ihre Glatze zu sehr anzusehen ist und die Menschen sie meiden. Einzig Elmar, dessen Familie ebenfalls nach Hamburg geflüchtet ist, hält zu ihr. Elmars Eltern wollen mit ihrem Sohn nach Amerika, doch dieser weigert sich, da er denkt, keine Chance zu haben und bald an den Folgen der Strahlung zu sterben. Er lässt sich selbst ins Krankenhaus einliefern, wie Hannah durch die ebenfalls dort behandelte Ay?e erfährt. Hannah möchte ihren Freund sehen; sie findet ihn genau in dem Moment, als er Suizid begehen will, kann ihn jedoch in letzter Minute davon abhalten.

Als die Zone 3 (in der sich Hannahs Heimatstadt befindet) geöffnet wird, begibt sie sich mit Elmar dorthin: vor allem, um ihren Bruder zu begraben. Nachdem sie Uli in dem Maisfeld begraben haben, setzen die beiden die Fahrt nach Schlitz fort. Elmar behauptet, er spüre einen Flaum auf Hannahs kahlem Kopf nachwachsen und Hannah streckt schließlich ihren Kopf zum Sonnendach des Autos hinaus, um ihre „Haare im Wind flattern“ zu lassen.


Produktion:

Der Bahnhof im belgischen Verviers wurde für die Verfilmung zum Bahnhof von Bad Hersfeld

Die Massenpanik-Szenen am Bahnhof von Bad Hersfeld konnten nicht am Originalschauplatz gedreht werden, weil die Deutsche Bahn Drehgenehmigungen für jeden ihrer Bahnhöfe verweigerte. Die Produktion wich stattdessen auf den markanten Bahnhof von Verviers in Belgien aus, der zuvor mit neuen Hinweistafeln und Schildern „eingedeutscht“ worden war. Über 400 Komparsen wirkten bei der über drei Tage gefilmten Szene mit.


Unterschiede zwischen Film und Buch:

Im Buch heißt die Hauptperson (Hannah) Janna-Berta und ist 14 Jahre alt, am Ende des Buches 15, statt schon am Anfang 16 wie im Film.

Im Buch hat Janna-Berta auch noch einen Vater, einen zweiten jüngeren Bruder namens Kai, der noch im Kleinkindalter ist, sowie eine Großmutter namens Jo, die in Schweinfurt lebt.

Das Buch spielt in den 1990er Jahren und nicht in der Gegenwart; ohne Erwähnung von Mobiltelefonen und Internet.

Das im Buch genannte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld existiert wirklich, wohingegen das im Film vorkommende Kernkraftwerk Markt Ebersberg Fiktion ist.

Über der Wohnung von Hannahs Familie wohnen im Buch auch noch ihre Großeltern Berta und Hans-Georg, die jedoch zum Zeitpunkt des Unglückes auf Mallorca im Urlaub sind.

Als Janna-Berta (Hannah) und Uli von zu Hause fliehen, versucht Uli im Film seinen eigenen Hamster zu retten, im Buch dagegen den Wellensittich der Großeltern Berta und Hans-Georg.

Der Kongress in Schweinfurt ist kein Kosmetikkongress der Mutter, sondern ein vom Vater besuchter Kongress. Die Mutter und der jüngste Sohn Kai begleiten ihn, um währenddessen Jo zu besuchen.

Janna-Berta trifft Elmar erst durch Zufall in Hamburg in der Schule wieder, wo sie nach dem Notlager von ihrer Tante Helga hingebracht wurde und bei ihr unterkommt. Elmar verändert sich sehr stark (vom Klassenbesten zum Klassenschlechtesten) und begeht am Ende des Schuljahres Selbstmord durch eine Überdosis Tabletten.

Im Buch verläuft der Unfall leicht anders: Uli fuhr freihändig den Hang hinunter, das Rad überschlug sich und er lag dann regungslos am Boden. Erst dann wird Uli von einem Auto überfahren. Im Buch weiß man nicht, ob Uli schon tot oder nur ohnmächtig ist.

Im Film ist Ulis Plüschtier ein Affe, im Buch ein Teddybär.

Uli wurde nach seinem tödlichen Unfall von Vater Heubler nicht in ein Maisfeld getragen, sondern in ein Rapsfeld gelegt.

Im Buch hat Janna-Berta noch eine zweite Tante namens Almut, die eine jüngere Schwester ihrer Mutter ist (Helga ist im Buch die Schwester des Vaters, nicht die der Mutter wie im Film). Bei dieser verbringt sie einige Zeit, nachdem sie es bei Helga nicht mehr ausgehalten hat. Danach folgt, wie im Film, die Rückkehr nach Schlitz, die Janna-Berta jedoch alleine per Anhalter bewältigt.

Die Liebesgeschichte zwischen Janna-Berta und Elmar, wie sie im Film dargestellt wird, existiert im Buch nicht, höchstens als zarte Andeutung einer beginnenden Freundschaft, die jedoch durch Elmars Selbstmord zerstört wird.

Janna-Berta wird nicht wie im Film auf dem Bahnhofsvorplatz ohnmächtig, sondern will zum Rapsfeld laufen und bleibt auf der Autobahn liegen, wo sie von einem Bus mitgenommen wird.

Den Flaum auf Janna-Bertas Kopf bemerkt nicht Elmar, sondern der Vater von Almuts Mann.
Janna-Berta hilft Almut, ein Hibakusha-Zentrum aufzubauen, welches Verunglückten hilft.


Kritiken:

„“Die Wolke“ […] ist […] ehrbares Handwerk und gute Absicht. Ein Film, der Genre-Elemente „bedient“, um sein Publikum „abzuholen“. Oder: Der Teenager-Katastrophenfilm als Instrument des energiepolitischen Einspruchs. […] Es gehört zur Dramaturgie des Katastrophenfilms, vor der eigentlichen, der großen Katastrophe die kleinen, die sozialen, familiären und individuellen Katastrophen zu zeigen – nebst den Spuren der Erlösung. Auch da funktioniert „Die Wolke“ ganz nach den Genre-Regeln. Einigermaßen liebevoll beschreibt der Film das Leben in deutscher Provinz. […] Es ist gelungen, die Muster eines Genres zum einen für eine gute Sache und zum anderen für humanes Entertainment nutzbar zu machen. Alle Beteiligten verstehen ihr Handwerk, ohne durch ein Übermaß an Originalität oder sophistication die gute Absicht zu stören. Eine Balance zwischen emotionalisierenden Pflichtteilen und gelegentlichen Kürelementen des genaueren Blicks wird erreicht. Näheres ist in „anschließenden Diskussionen“ in Schulvorstellungen zu erfahren.“ Georg Seeßlen – Die Tageszeitung

„Allerdings entkleidet Schnitzler die hochdidaktische Buchvorlage von der Familiengeschichte und trivialisiert den Stoff damit, indem er die bedingungslose Liebe zweier junger Heranwachsender in den Mittelpunkt rückt. So nimmt er der Katastrophe den bitteren Endzeitgeschmack und macht den Film konsumierbar für das anvisierte Publikum. Fast ein Drittel seiner Länge nimmt sich der Film Zeit, um den Mikrokosmos der Protagonisten Hannah und Elmar zu zeigen: das langsame Annähern im Klassenraum, pubertärer Streß mit Eltern und Lehrern, ein geplatzter Partyabend, Matheklausuren – die normalen Nöte von Teenagern eben. […] Immer wieder kontrastiert der Regisseur romantische Gefühlswelten des jungen Paares mit dem Horror, der es umgibt. […] In dieser Poetisierung des Augenblicks versteigt sich Schnitzler zu einem reichlich euphemistischen Happy End. […] Ein offenes, weniger beschönigendes Ende wäre auch einem jungen Publikum zumutbar gewesen.“ Judith Bömer – Schnitt – Das Filmmagazin

„Drama und Glück sind immer schön ordentlich nacheinander sortiert. Erst die bunte, coole Jugend, dann das bleierne Land. Erster Sex, dann Knochenkrebs – und dem düsteren Tod folgt die fröhliche Autofahrt Richtung Horizont. Im wirklichen Leben ist die Reihenfolge weniger ordentlich. Regisseur Schnitzler gelingt es leider nicht, Bilder für das Unsichtbare zu finden. Radioaktivität? Der Wind zerzaust das Blattwerk, die Wolke ist ungeheuer grau und ungeheuer groß, das war’s. Die anfangs unbekümmerten Kids, die ungelenke Liebe, die scheiternden Familienbande, das kann Schnitzler besser. Auch die Massenfluchtszenen haben es in sich: Wenn’s ums Überleben geht, werden wir alle zu Monstern.“ Der Tagesspiegel

„Dass sich das politisch brisante Thema dabei mit einer (konventionellen) Teenager-Romanze kreuzt, führt zu Vereinfachungen, erscheint aber als legitimer, stets redlicher Weg, um ein heutzutage weitgehend entpolitisiertes Zielpublikum zu erreichen. Dabei kommen Buch und Film wieder nah zusammen, wenn es darum geht, Abschied von Illusionen und falschen Träumen zu nehmen, Realitäten zu akzeptieren und nicht zu verdrängen. Gerade in stilleren, sehr sensiblen Momenten fesselt dabei die junge Hauptdarstellerin mit einem anrührend-nuancierten Spiel, das eine tragfähige Brücke zwischen menschlicher Katastrophe und großen Teenager-Gefühlen schafft.“ film-dienst

„Verfilmung des gleichnamigen Jugendromans von Gudrun Pausewang als Mischung aus beklemmendem Katastrophen-Szenario und Teenager-Romanze, der trotz inszenatorischer Schwächen ein schwieriger Spagat gelingt. In der Hauptrolle sensibel gespielt, konfrontiert der Film sein jugendliches Zielpublikum nicht nur mit ausgrenzendem Verhalten, sondern vor allem auch mit Fragen nach Schuld und Verantwortung.“ Lexikon des Internationalen Films


Auszeichnungen:

Nominiert für den Deutschen Filmpreis 2007 in der Kategorie „Bester Kinder- und Jugendfilm“
Bayerischer Filmpreis 2006 – Bester Jugendfilm
New Faces Award 2006 (Paula Kalenberg)
New Faces Award 2006 (Franz Dinda)


Quelle: Moviepilot

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